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- Arved springt ins 3,5 Grad kalte Wasser
Landgang
Landgang
19:03 Wind weiter SW, drehend Richtung Chagos. Chagos geschlossen bis zum 6.4.06. Nix neues also. Wir mieten uns ein Moped. Die einzelnen Inseln des Addu Atolls sind irgendwann von den Briten miteinander verbunden wurden. So fuehrt eine gut ausgebaute Strasse ueber gut fuenf der einzelnen Inseln und verbindet die einzelnen Sandhaufen miteinander. 11 km bester Asphalt. Ja, die Briten, wenn sie irgendwo waren, dann haben sie das auch richtig gemacht.
Das Addu Atoll ist nicht so wie man sich die Malediven als Europaeer vorstellt. Das ist ja mehr die 200 Palmen Insel auf einem tuerkisen Fleck im tiefblauen Meer, mit dem Koch im Hintergrund, der den franzoesischen Hummer hoch haelt. Nein, das Addu Atoll hat zwar ein deutsches Ressort (zwei Wochen incl. Vollpension und Flug 3500 Euro! Na, dass ist aber guenstig ;-) aber das ist eher langweilig und Mittelklasse. Ich mein, wenn schon denn schon. Aber Addu und seine Inseln sind von Locals bevoelkert, Alah mit seinen Schuetzlingen gehoert diese Welt. Und das ist etwas ganz anderes, als in unser aller Vorstellungskraft liegt.
Ali, nennt sich selber auch Karl-Heinz, weil er ein bisschen deutsch kann und es kommt ja auch bei den Touris gut an, hat den Kraemerladen im Dorf. Hier bekommt man alles. Ein neuer Hut, eine kalte Cola, was das Herz begehrt. Nur Alkohol gibt es auf der ganzen Insel nicht und es ist auch strengstens verboten den Einheimischen davon anzubieten. Ja. Und Karl Heinz sitzt in seinem Laden und wartet auf Kunden. Acht Boote liegen jetzt hier, im Ressort sind eine Handvoll Touristen, da wird Karl Heinz nicht gerade reich werden, aber das will er auch gar nicht.
Auf Gan, das ist hier die erste Insel, ist ein Flughafen fuer das eine Flugzeug, was taeglich aus Male kommt und geht. Grosser Flughafen, weil doch die Briten hier waren, auch im zweiten Weltkrieg. Irgendwo sind ein paar alte Kanonenrohre einbetoniert, ein paar Maeuerchen drum herum gezogen mit Ketten dazwischen und Blumenbeeten. Ja, die Briten. Gan, drei Quadratkilometer Korallenschutt sind bebaut mit hunderten windschiefen Hauschen, die aussehen wie Militaerbaracken. Sinn und Zweck bleibt uns verboregn. Es gibt ein Internetcafe, eine Bank, die Polizei und ein Restaurant, wo es den besten Fishcurry am Ort fuer ein Euro gibt, aber eben auch nur Fisch Curry, jeden Tag Fisch Curry, mit Selbstbedienung. Um die Kanaonenrohre schlurfen alte Frauen mit dem Reisbesen und schwarz verschleiert und treiben ein paar Blaetter zusammen. Hier laufen die Uhren langsamer, manchmal am Freitag, dem moslemischen Feiertag der Woche gehen sie auch ein bisschen zurueck...
Am anderen Ende des Atolls ist das Krankenhaus. Ohne Vorwahnung, weil so gibt es keine Diskussionen, schiebt mich meine Goettergattin durch das Tor. Blut abzapfen, der indische Doktor drueckt auf meine Leber, meine Milz und misst Fieber. Hmm, ja, Malaria, hmm, ja, dann machen wir mal ein Blutbild. Ja, so hat die Capitana sich das gedacht und ich nix ahnend werde von huebschen Inderinnen im Kleinformat durch die Halle gescheucht. Erst zahlen. Konsultation beim Arzt 2 Euro, Blutbild 16 Euro 40. Staatliches Krankenhaus, bestimmt auch mal von den Briten gebaut, aber sauber, echt sauber, wieder die alten Frauen, verschleiert mit dem Reisbesen. Ticktack, ob die Uhr hier rechts herum laeuft? Wir vertreten uns die Beine, bestaunen das Aussenriff an der Leeseite, wo es ein paar tausend Meter nach unten geht, dort hinter der Brandung. Meine verkuemmerten Schwimmhaeute fangen an zu jucken. Da ist der Wnuk, nach sechs Jahren dort wo immer schon die Traeume waren, auf den Malediven, seit fast einer Woche und hat noch nicht einmal unter Wasser geschaut, nur den Propeller und das Unterwasserschiff der Lady, das habe ich inspiziert. Es ist heiss. Mittags am Aequator ist mit der Sonne nix zu spassen, die brennt einem alles weg, was nach 30.000 Meilen Tropen noch uebrig geblieben ist. Durch die Strassen geht es. Ueberall Mauern aus Korallengestein, saubere Sandstrassen, verfallene Haeuser und wunderschoene Gaerten. Aus einem Haus klingt indische Tablamusik, im naechsten ist Allah gerade zu Besuch. Menschen sieht man wenige. Bei schwarzem Tee und Fischcurry (was sonst) sitzen wir und ernaehren uns wieder von viel Reis. Ich bekomme schon ein bisschen Schlitzaugen von unserem Reisverbrauch. Reis am Morgen, am Mittag und wenn es nicht anders sein soll auch zum Abendessen. Mit Kokosnussmilch, Zimt und Zucker, als Curry und als Zwischenmahlzeit.
Im Blut des Skippers ist alles in Ordnung, weisse und rote Blutkoerper mit der richtigen Anzahl, Malaria finden sie nicht. Wie auch, Natale hat mich doch schon mit Medikamenten zugestopft. Ich haette auch keine Malaria gehabt.. Klar, die Diskussion kennen wir aus Malaysia auch schon. Ich immer noch unter Doxycyclin, die letzten zwei Pillen heute. Das Zeug macht so dumpf in der Birne wie ich mir Psychopharmaka vorstelle, vor allen Dingen macht es blind. So bald man in die Sonne kommt verstaerkt sich die Wirkung um ein vielfaches, phototoxisch heisst das auf schlau, und nen Sonnenbrand gibt es umsonst dazu, bei nem zehntel der normalen Menge. Wir verlassen das Hospital. Wieder mal fein weg gekommen. Glueck gehabt.
Der Weg fuehrt zurueck nach Gan, der Briteninsel, dort wo die Lady in den Wellen schaukelt, die Sonne brennt, das Moped hat keinen Leerlauf, es geht auch immer aus wenn man nicht staendig ein bisschen Gas gibt, der Bremshebel ist abgebrochen und starten, ja starten im dritten Gang, schnell schieben, den Hintern auf die Sitzbank schmeissen und Kupplung kommen lassen. Wie frueher. Angekommen suchen wir uns ein schattiges Plaetzchen, trinken ein Holsten alkoholfrei mit Mango Geschmack, hoert sich ekelig nach Klebstoff an, aber ist ein geiles Getraenk, hergestellt in Hamburg.
Die Sonne bestimmt das Leben hier auf den Malediven. Unser Fluchtort ist das Internetcafe, Maya darf auf dem Boden spielen, die Klimaanlage brummt und man haut ein bisschen unmotiviert auf den Tasten rum. Mein PACTOR aufm Boot ist schneller als das Internet hier, aber fuer gewisse Sachen reicht E-Mail eben nicht. Die Sonne sinkt anderen Voelkern dieser Erde entgegen, ein Tag ist vollbracht, im Cockpit der Lady sitzen die Skipper und schauen ihr melancholisch zu, wie sie ihren Weg ins Wasser nimmt.