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und endlich Ankerfall

und endlich Ankerfall

Ja. Und dann kam der Wind. Eine dicke schwarz Wand kuendigt schon an was passieren wird und es bleibt eigentlich immer die Zeit die Lady dafuer vorzubereiten. Also Segel klein noch mal alles festbinden. Hmm. Was machen wir mit Maja. Ehrlich, wir sind schlecht vorbereitet. Der Autositz hat keine Halterung fuer schlechtes Wetter. Eine Entscheidung ist noetig, also kommt Maya mit dem Tragetuch auf Mamis Bauch, die hat dann wenigstens die Haende frei um sich festzuhalten. Da ist er schon, der Squall, Regentropfen pfeifen um uns herum wie Gewehrkugeln, dann faengt es an zu prasseln, Sicht null. Eigentlich nix besonderes fuer uns, fuer die kleine Maya schon. Grosse Augen verfolgen das Geschehen, als es ihr zu bunt wird, schlaeft sie einfach ein. Nach der Regenwand, die dauert etwa 30 Minuten, ist dann normalerweise alles vorbei und nur die aufgewuehlte See erinnert an die dunkle Regenfront. Heute gibt es die Suppe etwas schaerfer, nach dem Regen gibt es erst mal ordendlich Wind. Immer auf die Nase, ist doch klar. Die Inselgruppe Phi-Phi liegt 10 Meilen von uns entfernt, nur neun Mal mit dem Finger auf dem Autopilot wuerden reichen und in zwei Stunden wuerden wir in der oestlichen Bucht vor Anker liegen. Die Lady steigt steil die sich aufbauenden Brecher hoch, Johann schiebt, das Grosssegel zieht und ein Fetzen Genua flattert auch noch herum. >>Kawumm.<< Die Lady setzt in den naechsten Brecher ein, zwei grosse blaue Augen zwischen Natales Bruesten schauen verwirrt auf die gruenblauen Wellenungetueme, die sich in der rauen See aufbauen. Nicht aengstlich nur neu. Diese Eltern, was die mit Ihrer kleinen Tochter aber auch alles anstellen.

>>Piep, Piep ...<< Das hoert sich nach Problemen an. Ich fliege gerade in der Vorkoje von steuerbord auf backbord, ich hatte ein paar Verschraubungen noch nicht fertig, jetzt laeuft die See durch die kleinen Loecher an der Luke, wusste ja keiner, wassen da fuer ne Scheisse auf uns zu kommt. Piep kommt vom Robertson Autopilot. Ihm ist das alles zu viel, er kommt mit den Bewegungen nicht mehr mit. Bei Restart meldet er: Datacomm Error! O.K. Ich gehe Hand an der Pinne weiter Kurs Puket. So ein Squall, der dauert nicht lange. Phi-Phi immer noch in gleicher Position auf Steuerboard.

Es hat sich also nicht nur etwas veraendert in unserem Alltag vor Anker, sondern vor allen Dingen auf See. Ich segle Einhand, Natale faellt sozusagen aus, kuemmert sich um Maya, vor ihrem Bauch und sonst vielleicht noch um sich selbst. Jou. Da kommt dann ein kleines Problemchen zum anderen und der andere ist da, kann einem aber noch nicht mal den Schraubenzieher anreichen oder die Pinne fuer ein paar Minuten uebernehmen.

Die See baut sich weiter froehlich auf, hinter der grauen Wand geht es erst richtig los. Vielleicht 35 Knoten, wer weiss, haben ja kein Angstmachinstrument. Gut das Daisy, der Windautopilot wieder repariert ist. Zwei Handgriffe, das Ruder klatscht ins Wasser, Kette in Pinne einhaengen und schon hat Daisy alles in der Hand. Sofort kehrt Ruhe ein. Nach fuenf Jahren haben wir immer noch nicht begriffen, wie und warum Daisy das so gut kann. Eben nicht nur Windpilot, sondern auch Pendelsteueranlage. Aus den Bewegungen des Schiffes und der Richtung des Windes macht dieses Instrument mit der Energie des Wassers virtuose Ruderbewegungen, die die Lady galant durch die Wellentaeler bugsieren. Ne, nicht einfach geradeaus, wie der elektrische Gustav, egal was kommt, Dampfhammer... auf dem GPS kann man Daisys weibliche Kurven genau nachvollziehen.

Der Squall tanzt nun schon seit drei oder vier Stunden mit der Lady, drinnen sieht es mal wieder aus wie auf einem Schlachtfeld, aber wir haben die Kurve gekriegt. Hochsportlich kaempft sich die Lady Meile um Meile nach Puket, viel gruenes Wasser ueber dem Bugspriet. Wenn das mit den Meilen nicht waere, waeren wir jetzt schon in Phi-Phi...

Dann ist ploetzlich alles vorbei, die Segel schlagen im Wind (Ich hasse nichts mehr!), der Wind ist wech und die Welle weiter da (Doch, dass hasse ich noch mehr!) Jetzt den ganzen Tanz ohne Segeldruck. Der Mast der Lady tanz von einer Seite zur anderen, in der Lady rutsch alles was nicht gesichert ist von links nach rechts, von rechts nach links und so weiter mit entsprechender Geraeuschkulisse.

Irgendwie und irgendwann aber laufen wir in die Chalonbay in Puket ein, die See hoert auf, wir sind uebergluecklich. Heute Calamari mit Spagetti nicht andersherum. Wir bespassen Maya, die jetzt so tut als wenn nix gewesen waere. Cooles Baby! Und rumsen auf die einzige Sanduntiefe der riesigen Bucht. Upps. Geht nicht mehr weiter. Wie die Anfaenger. Mit Vollgas zurueck kommen wir frei. Ploetzlich schlaegt das Ruder herum. Klong. Anschlag. Die Pinne ist weiter mittschiffs in meiner Hand. >>Houston, wir haben da ein Problem.<< Natale und ich schauen uns an: >>Gut das das nicht vor vier Stunden passiert ist.<<

Wind keiner, dafuer aber ordentlich Welle und Schwell aus der Andamansee. Der Daimler schiebt. Waschmaschine. Hoffentlich bekommen wir irgendwann Wind. Ist doch SW Monsum. Mit dem Wetter stimmt nix mehr auf dieser Welt.



  • 07:04
  • 01.08.2005
  • 07°17.03'N, 098°56.32E
  • Ko Rok Nok/Thailand
  • Puket/Thailand
  • 29°C
  • 1 WNW
  • 2

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