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Nachdenklich

Nachdenklich

23:31 Sitze mal wieder in der Plicht, es hat etwas geregnet und die Luft hat sich um zwei Grad abgekuehlt. Inzwischen hat sich die Melakkastrasse nach Norden geoeffnet, dass heisst es gibt keinen Schiffahrtsweg mehr. Entsprechend weniger Verkehr, die grossen Poette sind weg. Fischerboote, klar, ueberall. Meine Gedanken fliessen vor sich hi, mitten in der Gliederung unseres Buchprojektes waechst gerade langsam etwas heran. Das braucht Zeit und die Nachtwachen sind genau das richtige Ambiente dafuer. Nur immer schoen alles aufschreiben, denn morgen frueh ist alles Kreative wieder weg, da kommt die Sonne wieder und kocht uns gar, auf unserer kleinen Nussschale. Die Sonne, einfach unglaublich im Moment. Vom staendigen vorm Ventilator sitzen hab ich mir schon Zug am rechten Ohr geholt. Hoere jetzt nur noch durch Watte. Kenn ich aber schon, geht wahrscheinlich von alleine wieder weg.

Der Daimler atmet mit 1200 Touren angenehm ruhig vor sich hin, auch die Welle macht dann keinen Krach. Das Thema hat sich leider nicht von alleine geloest. Ist nur aufgeschoben. Muessen wir aber zu aus m Wasser. Schade dass wir keinen Kat haben, da waere das einfach, einfach trockenfallen lassen. Gleich muss aber Johann wieder ran, denn die Stroemung kippt in 30 Minuten wieder und wir stehen auf der Stelle.

Es hat sich zugezogen, mit etwas Wind aus Nord. Das Meer ist bleiern im fahlen Licht des versteckten Mondes. Traumstunden. Wieder etwas, was ich nicht missen moechte. Zeit zum Nachdenken. Ueber dies, ueber das und alles was dazwischen liegt.

22:04 Der Wind ist weg, totale Flaute. Puh, ist das heiss. Nachts um 10 laeuft hier unten am Navtisch die Suppe runter, und draussen ist es auch nicht besser. Kein Lufthauch.
Malysia wartet auf den Regen. Ich glaube, wir warten mittlerweile mit. Die Luftfeuchtigkeit wird immer hoeher, das Wetter diesiger, aber bisher sind noch keine erloesenden Regenguesse in Sicht. Haben wir ja schon in der Zeitung gelesen.

Ab und an kommt eine Brise, dann wir eine Stunde gesegelt und schon ist der Spass wieder vorbei. Aber die Dieselkontrolle hat ergeben, es reicht bis Penang und wo wir einmal unterwegs sind, fahren wir durch. Noch 70 Meilen, irgendwann morgen Nachmittag sind wir da.
Spannung steigt... Ist Penang wirklich so toll, wie wir uns das vorstellen?

14:01 Thomas macht zu Worten, was ich schon seit lange weiss. Ich haette dem noch so einiges hinzuzufuegen, aber waere das nicht etwas zu privat? Mich laesst es nachdenken ueber die Menge an Seglern, die bisher noch nicht den Partner gefunden haben um eine solche Weltreise zu machen, all die Segler, die auf wunderschoenen einsamen Inseln niemanden haben, mit dem sie dieses Wollust teilen koennen. Auch die Anzahl unserer maennlichen Segler ist nach dem Gaestebuch zu urteilen viel hoeher, unbeschreiblich hoeher, im Vergleich zu den weiblichen. Wo sind die Frauen, die so suesse Worte ueber mich finden, wie Thomas ueber Nathalie? Hmm. Siehst Du Thomas, auch ich habe ein bisschen zu leiden. Grins.

Tatsachen sind andere. Wir haben immer noch 105 Meilen to go. Die Stroemung ist mal wieder gegen uns, der Wind zu leicht fuer die schweren Maedchen und Jungs auf der Lady. So ist das. Segel rauf, Segel runter, altes Spiel. Mit Juergen von den Prinzen spreche ich heute endlich mal wieder ueber SSB und erfahre den neuesten Tratsch und Klatsch. Die Entscheidung ob wir in Lumut, etwa 40 Meilen von hier noch mal anhalten, faellen wir in 2 Stunden, dann messen wir mal unsere Dieselvorraete.

Die Sonne brennt uns wieder das Hirn aus dem Schaedel, ich freue mich schon fast auf heute Nacht, wenn es endlich kuehler wird.

06:51 Ganz schoen spaet dran. >>Hallo Sonne. Aufwachen.<< Es wird und wird nicht hell. Dunkle Wolken verhaengen den Himmel Richtung Festland. Was soll ich nur machen. Mir kleben die Augen zusammen. Nur nicht zumachen, sonst gehen sie nicht mehr auf. Doch da, langsam hebt sich die Kantes des Wassers vom Horizont ab, die Wellen beginnen mit Lichtspiegelungen zu leben und fast unmerklich beginnt es zu daemmern. Das ist der Moment, den ich an dieser Wache so liebe, der Beginn eines neuen Tages, neues Glueck und ein paar Meilen weiter am Ziel. 137 Meilen bis Penang.

04:29 Malaysia wartet auf die Regenzeit, hier hat sie schon begonnen. Jetzt gerade. Mit Gewitterblitzen und Gegenstroemung, wobei letztere wohl nichts mit der Regenzeit zu tun hat. Wir segeln mal wieder ein bisschen gegen die Stroemung und sind mitten in den Sandbaenken noerdlich von Kelang. Alles nichts schoenes, nichts aufregendes und doch Abenteuer. Meine letzte Wache bricht an. Wie immer warte ich auf das Morgenlicht, das meine Muedigkeit vertreiben wird. Doch bis dahin sind es noch zwei Stunden...



  • 04:29
  • 24.03.2005
  • 03°02.21'N, 100°56.17E
  • Malaka Street/Malaysia
  • Pulau Penang/Malaysia
  • 29°C
  • 2-3 WNW
  • 0,5

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