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Frohes Neues Jahr

Frohes Neues Jahr

22:59 Wenn das neue Jahr so weitergeht, wie es anfaengt kann es ja heiter werden. 120.000 Tote durch die Tsunamis. Das erste Mal, das ich ausser via der Deutschen Welle, nun Photos von den Zerstoerungen sehe, Bilder im lokalen Fernsehen. Ich bin vollkommen entsetzt und will eigentlich schon gar nichts mehr ueber mein unbedeutendes Leben in Asien schreiben.

Die Fahrt zum naechsten groesseren Ort ist vielleicht 15 Kilometer, mit dem Bemo, dem lokalen Taxi fuer 40 Cent. Dort gibt es eine ATM Geldmaschine. Karte rein: Dieser Automat ist derzeit ausser Betrieb. Gut. Internetcafes gibt es schon mal gar nicht. Internet, was ist das? Die Moslems haben Angst vor westlicher Pornographie. Es gibt kaum einen Computer hier in Indonesien zu sehen. Also wieder zurueck. Feiertag. 2 Grad Sued. So nah am Aequator brennt einem die Sonne das Hirn weg, wenn sie zwischen den Wolken rauskommt. Was kostet die Fahrt? 4 Dollar! Ich steige einfach ins Bemo, ignoriere die Jungs mit einem Laecheln und druecke ihm spaeter die 40 Cent in die Hand. Was soll ich auch sagen. Wahrscheinlich haben sie oft genug Erfolg mit ihrer Tour. Zurueck in Kumai laufe ich durch die Strassen, etwas aufnehmen von dem etwas nichtssagenden Flussvillage. Armut, aber nicht ganz so dreckig wie die Bali Marina. Die Leute sind nett, mit meinen paar Worten Indonesisch komme ich aber nicht weit. Wieder sehe ich die Bilder der Tsunamiszerstoerungen. Unglaublich. Mir fehlen die Worte. Am Dinghydock begruessen mich die Locals: >>Dein Dinghy ist explodiert!<<, Mikel von der NIN sitzt im Schatten und spielt Schach, ich gehe nicht einmal schauen was passiert ist, setzte mich erst einmal hin, schaue zu. >>Schwimmt noch!<<, meint Mikel und zieht die Dame von einem Feld ins Naechste.

Ruhig bleiben, ich kann eh nichts aendern an den Dingen die jetzt schon Vergangenheit sind. Die Bilder im Fernsehen, aus Thailand, aus Indonesien noch im Kopf warte ich ab bis Mikel verliert. Ich gehe zum Dinghy, eine der Hauptnaehte ist einen Meter aufgeplatzt und die Innenschlaeuche haben sich rausgedrueckt. Na prima, da ist nix zum Kleben. Ich setzte mich in den Schatten, verhandel mit dem Dieselladenbesitzer schon mal den Preis aus fuer die 350 Liter, die ich brauche. Mit Mikel fahre ich zu einem der Schlepper um mit dem Kapitaen ueber das Wetter zu sprechen. Gerade ist ein anderer Schlepper von seiner Tour nach Norden wieder reingekommen. Zu schwere Welle, kein Vorankommen, gegen den Strom. Es ist flach hier und die Welle ist ekelhaft kurz und steil, Kreuzseen von der entgegenkommenden Stroemung. Falsche Zeit, falsche Richtung. Vielleicht besser in Februar. Ja, Flautentage gibt es auch. Acht theoretisch im Januar, ansonsten bis 6 Windstaerken und 1,5 Knoten Stroemung aus NW.

Wieder sehe ich Bilder von der Tsunamis im Fernsehen. Reihenweise liege tote Menschen auf den Strassen. Undefinierbar, wer wann woher? Gruselig! Abartig. Ich bin deprimiert, auch wegen unserem Dinghy, doch was sind meine kleinen Probleme gegen dieses Ungeheuer?

NIN hat verlegt. Lady und NIN wollten sich kuessen, ich nicht an Bord. Ich erstehe endlich den Kanister um eine Auffangwanne fuer den leckenden Generator zuzuschneien. Ein Punkt der langen Liste auf dem Kartentisch.

Vorne am Bug der Lady, schlaegt der Lack Blasen. Rost, von innen. Ich dachte eigentlich wenigstens nach Thailand zu kommen und da die Reparaturen auszufuehren. Austrennen, Zuschneiden, Einschweissen, Spachteln Lackieren... Neuer Punkt auf der Liste. Aber wir schwimmen noch. Ist doch kein Problem gegenueber 1000 Deutschen, die immer noch in Asien vermisst werden. Die Australier sind angekommen, da sind ein paar unangenehme Sachen auf Bawean passiert, die wir aus zu klaeren haben. Mit der aufgeplatzen Wurst setzte ich ueber den Fluss.

Mikel hilft mir die Aussenhaut vom Aluboden der Dinhys abzuziehen. Das geht besser als mit Nathalie. Schlaeuche raus und wie Mikel so ist, erst mal auf die NIN und vernaehen. Mit seiner OTTO Versand Maschine geht es durch vier Lagen Hyperlon. Mikel ist ja fast engstirniger als ich. Na ja, nach 20 Jahren auf einem Segelboot muss man das wohl sein. Notreparatur. Ich bin zu frustriet um die Huelle heute wieder zusammenzustecken. Gut zu wissen, dass wir das alles abbekommen, haben dann ein Template um irgendwo eine neue Huelle anfertigen zu lassen. Kleiner Trost am Rande.

Jetzt habe ich kein Auto mehr, noch nicht einmal ein Fahrrad um von Bord wegzukommen, angewiesen auf andere, dass was ich gar nicht mag. Die Huelle ist eigentlich im Eimer, wie man es auch dreht und wendet. 10 Jahre sind eben einfach zu viel. Vielleicht kann ich mir von Mikel und Aileen ein aufblasbares Kanu leihen. Bin froh, dass wir unsere Rettungsinsel in Neuseeland haben warten lassen.

Das Focksegel ist auch kaputt. Das Unterlieg loest sich auf. Nur nicht aufgeben. Ob Mikel mir bei der Reparatur hilft?

Hier in Indonesien gibt es gar nichts, nur tausend helfende Haende. Unglaubliche Gastfreundschaft. 80.000 Tote alleine in Indonesien.

Der Reiswein neigt sich dem Ende zu. Frau Doktor aus Indonesien hat gesagt, eine Alkoholpause waere auch mal angesagt. Na, das ist doch jetzt die Moeglichkeit. In Kumai kann man noch nicht einmal ein Bier kaufen, Moslems halt, unter der Ladentheke gibt es selbstgebrannten Arak, der ggf. blind macht und Gingsengwein.

Der Australier liegt zwei Bootslaengen vor mir. Ob er mich liebt? Vor vier Monaten zur Weltumsegelung aufgebrochen. Waren wir auch mal so? Gut. Morgen verlegt er. Das Wasser im Fluss ist suess, aber braun. Zum Ausgleich laed er uns zu einem Sundownerbier ein. Mensch, die haben noch Alkohol an Bord.

Und so endet der Tag.

Ich trinke ein letztes Glas Reisein, schicke meinen Eintrag raus und ziehe mir die Decke ueber den Kopf. Zumindest symbolisch, weil es dafuer viel zu heiss ist.



  • 22:59
  • 01.01.2005
  • 02°44.63S, 111°43.85E
  • Kumai/Kalimantan/Indonesien
  • Singapore
  • 29,5°C
  • - NW
  • -

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