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Reiten ueber dem Vulkan

Reiten ueber dem Vulkan

13:54 In der Bucht herrscht Aufbruchstimmung. Heute morgen ist die erste Yacht Richtung Gambier aufgebrochen, die Muenchner Yacht Inouk hat soeben den Anker gehoben und segelt zu den Marquesas. Alle 10 Boote in der Bucht werden in den naechsten Tagen die Galapagos verlassen und in mehr oder weniger dieselbe Richtung weiterziehen. Auf allen Yachten werden letzte Besorgungen gemacht, letzte Reparaturen, die Gespraeche drehen sich immer wieder um den Pazifik. Als wir unsere Atlantikueberquerung vorbereiteten, waren wir alleine. Alleine auf der Insel Brava, von der aus selten Yachten in See stechen. Die Stimmung ist neu fuer uns, und schoen. So viele Menschen mit den gleichen Sorgen, Aengsten und natuerlich der gleichen Vorfreude und Abenteuerlust. In einer Woche werden wir alle da draussen sein, uns ab und zu auf der Funke hoeren und in mehr oder weniger dieselbe Richtung segeln.

Doch nun zum Ritt auf dem Vulkan. Fruehmorgens um 8 stehen Marion von der Zwantje und ich mit geschnuertem Buendel an der Pier und lassen uns von einer deutschen Reisegruppe abholen. Auf der Fahrt im LKW zur Pferderanch spinnen Marion von der ZWANTJE und ich reichlich Seemannsgarn fuer die Landratten. Es geht vorbei an Alleen aus Trompetenblumen, an Fincas auf denen Bananen, Yucca, Papaya und Bananen angebaut werden.

Auf dem Berg angekommen warten bereits die Pferde auf uns. Die Groesse von Eseln, dieselbe Stoerrigkeit und Sattel aus Hartkunststoff, bei denen einem schon beim Angucken der Hintern weh tut. Na gut, dann steig ich mal auf, auf das erste Pferd meines Lebens. War nicht schwerer, als nen Herrenfahrrad, schnell erkundige ich mich noch nach dem Namen von meinem Gaul, Morro, und schon watschelt er los. Als Nesthaekchen der Reisegruppe, hat mir der Pferdeverleiher gleich eins der Alphapferde angedreht, das prompt mit dem Hengst des ebenso ungeuebten Reiters Lutz um die Fuehrung kaempft. Ja, wo laufen sie denn? Der Rest der Gruppe liegt schon 300 m zurueck. Irgendwann trottelt sich die Herde ein, Seite an Seite geht es in gluehender Hitze auf den Vulkan. Marion, ganz damenhaft. Reitet mit einem knallgruenen Regenschirm gegen die Sonne. Fetzen von Gespraechen zwischen Reiter und Pferden dringen von vorne und hinten an mein Ohr. Manche versuchen noch sehr fachmaennisch mit den Zuegeln das Pferd zu erziehen, eine Lehrerin doziert ihrem Gaul ins Ohr, andere Stimmen rufen verzweifelt: Nicht ueberholen, nicht durch die Buesche, nicht so schnell, Stopp, halt an. Es ist zum Piepen. Nicht, dass ich eine bessere Figur machen. Bis aufs Anhalten will mein Pferd mich nicht verstehen, oder es darf nicht, wer weiss. Wenigstens faellt keiner runter, alle haben Spass, wie die kleinen Kinder und irgendwie erreichen wir nach einer Stunde den Rand des Vulkankraters, einer der groessten, erloschenen, komplett erhaltenen Vulkankrater der Erde, 8 mal 4 km gross. Wir haben Glueck mit dem Wetter, keine Wolke am Himmel und koennen den ganzen Krater uebersehen, in der Ferne liegt das Meer, Inseln ragen wie kleine Felsen aus dem Wasser.

Der Rastplatz scheint nah zu sein, denn die beiden Alphapferde fangen an zu traben, bergauf, bergab, immer am Kraterrand lang. Der Rest der Truppe wird auch schneller, aber abgehaengt. Unser Fuehrer haelt sich mit sicherem Abstand am Ende auf, na prima! Doch unseren Rastplatz finden wir auch alleine, oder besser die Pferde. Auf einer grossen Wiese trotten sie zielstrebig jedes auf eine schattenspendende Guave zu und ruehren sich keinen Schritt mehr.

Nun geht es zu Fuss weiter durch eine oede, aber beeindruckende Vulkanlandschaft. Die schwarze Caldeira war noch bewachsen mit Kakteen und Straeuchern, die Haenge gruen. Doch hier waechst fast nichts mehr. Dafuer leuchten die eisen- und schwefelhaltigen Steine in rot, gelb und vielen Mischformen. Man sieht die Form der Lavamassen, die beim letzten Ausbruch 1979 ueber die Landschaft gerollt sind. Soweit man gucken kann nichts als Stein und Lava und die Aequatorsonne. In der Ferne wieder die Fincas und das Meer.

Mittagessen gibt es zurueck am Rastplatz unter einem schattigen Baum und mit viel Chaos geht es wieder auf die Pferde. So langsam haben sich alle an die Tiere gewoehnt, die ersten Erfolge, rechts und links lenken werden gefeiert. Mir ist das Schrittempo fast zu langsam, aber Morro ist auch heiss und trotz gutem Zuredens gelingt es mir nicht, ihn anzuspornen. Hat seinen eigenen Willen, das Tier, keine 100 Meter von der Ranch entfernt, will er sich ploetzlich noch mal ins Zeug legen, ueberholt das Fuehrungspferd, wird von selbigen in den Hintern gebissen, schlaegt aus und trifft den Lutz am Schienbein. Der Arme muss nun einen dicken Bluterguss als Andenken mit auf die weitere Reise nehmen.

Doch trotz blauer Flecken an Hintern und Schienbeinen, Kratzern von Gestraeuch und Gestruepp sind alle gluecklich, beim Abschlussbierchen muessen wir noch mal ausfuehrlich vom Leben auf dem Meer berichten. Ankert Ihr mitten auf dem Ozean, hat das Schiff auch einen Motor, was passiert, wenn jemand krank wird. Zwischen all den Seglern ist es auch mal wieder schoen, einfach erzaehlen zu koennen, die negativen Seiten auszulassen und einfach von dem schoenen Leben unter Segeln zu schwaermen. So, denn Leben unter Segeln ist schoen, auch wenn Computer Nr.4 waehrend dieses Berichtes wegen Spannungsabfall schon 5mal ausgegangen ist! Jetzt brummt Johann und hilft mir! Geschafft!



  • 13:54
  • 20.03.2003
  • 00°57.96S, 090°57.71'W
  • Isla Isabela / Galapagos
  • 32°C
  • SE -
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