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It is a long way…

It is a long way…

23:50 Fast 5000 Kilometer ist diese kleine Strecke auf der Erdkugel. Ich hab drauf verzichtet einzuzeichnen, wo wir sind. Das waere zu frustrierend. Der Wind ist wieder weg. Der Diesel trappt leise mit, damit wir die Richtung halten koennen und nicht zu sehr durchgeschaukelt werden. Die Lady wackelt im 2 Meter hohen Schwell ohne Winddruck im Segel wie bloed und genauso wird man auch mit der Zeit. Doch da kann man nichts dagegen machen. Vielleicht finden wir ja morgen den Passat.

Nachts sitzt man im Cockpit, hat Zeit ueber sich, das Universum ueber einem und sein Leben nachzudenken. Da kommen einem schon die komischten Gedanken. Ganz prima ist immer ueber Schiffsungluecke, treibende Container, unbeleuchtete Geisterschiffe, Seeungeheuer nachzudenken. Da kommt die Phantasie so richtig in Fahrt. Dazu kommen die typischen Albtraeume in den drei Stunden Schlaf, die man sich goennt. Richtig toll wird es dann mit Schlechtwetter. Irgendwann vermischt sich das ganze Reale mit dem Unrealen, wenn da nicht der andere waere, der einem auf die Schulter klopft: >>Hallo Micha, hier unten ist die Welt.<< Also, ich glaube, Einhand: Ich waere irgendwann reif fuer die Klapse.

21:36 Wie gehabt schlaeft er ein, der Wind, am Abend. Immerhin schlagen die Segel nur alle 10 Minuten einmal. Johann darf sich also ausruhen, waehrend die Lady durch die Nacht duempelt. Die englische SAMIKI hat die Segel geborgen und ist schlafen gegangen, die ZWANTJE segelt noch und wird vielleicht nachher unter Motor an uns vorbeiziehen. Auf der einen Seite ist es ja ganz schoen, ein Segel am Horizont zu sehen, doch des nachts ist es eher stoerend staendig gucken zu muessen, dass man sich nicht zu nahe kommt. Im Cockpit blinkt unser Stroboskoplaempchen, wegen Strommangel koennen wir nicht die ganze Nacht das Toplicht brennen lassen. Diskokugel im Cockpit auf dem Pazifik. Ich geh mal wieder Ausschau halten, die Wale oder Delfine waren auch schon wieder da, gehoert hab ich sie und einer hat mich doch glatt nassgeprustet...

17:36 Gestern waren wir noch euphorisch wie die Geisteskranken, haben Party an Bord gehabt und heute dafuer ordentlich einen auf den Deckel bekommen. Zweiter Tag auf See. So viel Wasser. Leicht reduzierte Stimmung. Zu faul zum nichts tun. Dabei hatten wir uns soviel vorgenommen.

Aber es immer so am zweiten Tag. Das nennt man: Sich an die See gewoehnen.

Wir suchen weiter den Passat, aber immer wenn einer von uns schlafen geht, geht der Passat auch mitschlafen. Im Moment laufen wir hoch am Wind! SW. Unter Motor um die Batterien fuer die Nacht zu laden. Hoffentlich wird es nicht wieder so eine Nacht wie gestern mit bleierner See und Tau ueberall.

Aber. Es geht uns gut. Ich denke oft daran, wie lange ich von dieser Ueberquerung getraeumt habe. >>Also geniesse sie auch, Du Hund, Du!<< und dann schlage ich mir auf den Kopf.

05:56 Natale weckt mich und keine halbe Seemeile von uns wech blitzt sich ein UWO naeher an uns ran. Unsere Batterien sind ziemlich leer, also entscheiden wir uns doch mal nachzuschauen was da so rumblitzt, doch das Objekt der Begierde dreht ab, so bald wir uns naehern. Ich greif zum VHF und siehe da, die ZWAANTJE mit Wulf meldet sich. Haben also doch nicht geschlafen. Das ist das, wenn man nach Wegpunkten von Jimmy Cornell faehrt. Machen wir jetzt auch nicht mehr oder nur noch mit Versatz. Wulf hat uns auf dem Radar gesehen und da wir ohne Licht mit Wache gefahren sind wollte er doch mal nachsehen, was wir fuer treibendes UWO sind. Ist ja auch richtig so. Na ist ja schoen zu wissen, dass wir wenigstens ein gutes Echobild abgeben.

Die See ist oelig glatt und wubbert immer noch so vor sich hin. Es ist alles klaetschnass vom Tau und ungemuetlich zieht einem die Feuchtigkeit in die Glieder. Rheumawetter. Wir motoren um mal wieder etwas Saft auf die Batterien zu geben.

03:56 Die Wasseroberflaeche ist spiegelglatt, kein Windhauch und es totenstill auf dem Meer. Umso schaerfer nimmt man jede Veraenderung wahr.
Eine Schule Delfine, oder waren es Wale, ziehen an der Lady vorbei, man hoert die blasend-prustenden Geraeusche. Wenn sie an der Oberflaeche auftauchen spiegelt sich das Mondlicht auf ihren Koerpern, wie Irrlichter. Einen Moment spaeter ist der Spuk schon wieder vorbei und ich frage mich, ob ich vielleicht nur getraeumt hab...

00:16 Erste Nachtwache. Das jetzt einen ganzen Monat. Na, da freut sich das Seglerherz. Bestimmt 50 Prozent aller unserer Mitsegler gehen einfach schlafen, lassen den Kahn laufen. Hier, im Nirgendwo, gibt es eh keine anderen Schiffe. Wir sind da eisern, gehen unsere Wachen. Vielleicht ist es aber auch ein eleganter Weg mal alleine zu sein ;-) Bei den jetzigen Windverhaeltnissen auf jeden Fall...

Auf drei Grad Sued soll der Passat mit 15 Knoten wehen. Davon merken wir hier, 300 km noerdlich nicht so viel. Das Meer schummelt traege mit bleiernen Wellen, schuettelt die Lady, laesst die Segel schlagen, die Autosteuerung laeuft ab und an aus dem Ruder. Nicht gerade ein toller Beginn aber spaetestens in 48 Stunden haben wir den Wind gefangen.



  • 00:16
  • 24.03.2003
  • 01°44.71S, 091°46.57'W
  • Isla Isabela / Galapagos
  • Pitcairn
  • 24°C
  • SE 2
  • 1

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