Essen Cubaner Hunde?

Im Dunklen sitze ich auf der Terrasse unseres Casas Particular Victoria (Pension) schaue in den Himmel. Wieder einmal bin ich um vier Uhr am Morgen von Schmerzen in meinem Arm geweckt worden. Es ist die Zeit, zu der doch immer die Hunde heulen, auf der ganzen Welt, aber nicht hier in der schönen touristischen Stadt Trinidad. Eine kühle Briese kommt von den Bergen in die Stadt geweht. Es ist ruhig, zu ruhig. Cubaner essen gerne Schildkröte, auch wenn es verboten ist, sie essen gerne Baumratten, was wahrscheinlich nicht verboten ist. Mich beschäftigt die Frage ob sie auch Hunde essen. Es gibt nur wenige Hunde, zu wenig Hunde und die Straßenköter die es gibt, sehen so krank aus, dass sie selbst der Teufel nicht zum Mahl haben will.

Nach Trinidad hatte ich keinen Rechner mitgenommen. Zwei Tage OSX frei wollte ich mir und meiner Familie mal geben, bevor diese am kommenden Wochenende wieder in einen Aluvogel einsteigt, um in die scheinheilige Heimat zu fliegen. Eigentlich sind wir uns alle einig, unsere gemeinsame Heimat ist die See und nicht die Flensburger Förde. Die Realität aber ist die Schule, die wir unseren Kindern einfach nicht so gut wie in Deutschland vermitteln können, ist die Nathalie’s Arbeit und Ausbildung im Krankenhaus, die sie einfach nicht so, in Ländern wie Cuba ausführen kann. Der Besuch der Uniklinik in Cienfuegos war doch sehr ernüchternd. Guter Wille kann technologischen Fortschritt nicht ersetzen. Nathalie und ich brauchen eigentlich außer den Kindern mal wieder ein gemeinsames, neues Ziel. Bisschen verzwickt die ganze Angelegenheit. Wie soll das gehen? Wir sitzen gemeinsam auf der Süllkante der MARLIN, schauen der Sonne beim Untergehen zu und reden um den heißen Brei rum. Keine Lösung ist ja auch ne Lösung. Der Sommer ist ja gar nicht so weit und wir sehen uns wieder auf den Azoren. Regelmäßiger Urlaub auf der MARLIN ist auch eine Lösung, eine scheinheilige Lösung.

Drei Tage Trinidad haben gereicht. Die Stadt ist voller Touristen, vereinzelt Amerikaner, mehr Europäern, mehr Deutschen, die in Scharen kommen, weil Cuba bald nicht mehr Cuba sein könnte. Die Cubaner aber sind sich sicher, dass Cuba weiter Cuba Libre sein wird. Uns sind es zu viele Touristen. Die Souvenirstände kennen wir bald alle, der Turm ist erklommen, die Treppe am Casa de la Musica ist besucht. Hinter der Verkehrstrennungszone beginnt das echte Trinidad, hier sind nur noch wenige Touristen anzutreffen. Nathalie und die Kids nehmen sich drei Pferde und reiten ins Tal, ich kneife angesichts meines Arms, der jetzt bis zum Monatsende in einer 90° Stellung vor meinem Restbauch ruhen soll. Während die Kinder und Nathalie professionell auf die Pferde steigen und davontraben, ziehen cubanische Soldaten mit Insekten-Ausräucherungs-Apparaten von Haus zu Haus und verbreiten Schwaden von Ausräucherungsqualm in jedem Haus. Das nehmen sie sehr genau. Ich verziehe mich in eine Snack Bar, unterhalte mich mit den Angestellten und lasse den Tag, Tag sein. Verdient habe ich mir das. Crew 11, 12 und 13 liegen hinter mir. 24/7 Dienst, seit Karneval, als Skipper, mit einem Sack voll Diplomatie und technischen Problemen sind vorbei mit viel Höhen und ein paar Tiefen. Eine ganze Woche Urlaub ohne Crew liegt noch vor mir. Geil. Kann ich echt gebrauchen.

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