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Steht unsere Reise wirklich unter einemguten Stern?

Skippers Super GAU

Das wichtigste zu erst: Nathalie wird heute mal wieder 39 Jahre jung und hat Geburtstag. Auch wenn das altmodisch ist, freut sie sich bestimm über Kuss und Gruß in unserem Gästebuch oder eben in zeitgemäß schnell in FB.

Normalerweise sollte man von mir ja ein gewisses technischen Know How erwarten können nach all den Jahren und den Meilen die hinter mir liegen. Heute und gestern zeige ich dann eher das Gegenteil. Auf dem Weg von Tarrafal erleide ich an eindeutigen seglerischen Verwirrungen bei den Segelmanövern und scheiße meine liebe Mitseglerin Sue blöd von der Seite an, weil unklar ist ob nun ein Fallenstopper auf sein muss oder nicht. Dies dann auch noch in geistiger Umnachtung so unter der Gürtellinie, dass ich mich selber nach ein paar Minuten frage, was über mich gekommen ist. Ich versuche mich zu entschuldigen, ob das noch hilft? In weiterer geistiger Umnachtung finde ich dann in Brava den Ankerplatz nicht, den wir vor fünfzehn Jahren als paradiesisch empfunden habe, benötige weitere zwanzig Minuten gegen die Düse um die Ecke, um mich schließlich doch endlich zu erinnern, dass meine Freund Robert von der Marie Luise mir doch einen Revierführer kopiert hat. O.K. Es ist mitten in der Nacht, mit der gezeichneten Detailkarte können wir den Ankerplatz dann finden und schmeißen den Anker mitten auf einen Stein, wie sich am nächsten Tag rausstellt. Das war gestern Abend. Also vergessen wir mal den Tag. Ich entschuldige mich noch mal bei Susan, für den Spruch, den Fallenstopper, der richtig gesetzt war, beim heutigen Frühstück.

Beste Crew seit Beginn der Reise

Nun, zumindest gut ausgesucht habe ich meine Crew. Böse Zungen könnten aber auch meinen, dass dies nun eher Zufall war. Miki, ist immer unter Dauerstrom. Miki steht aber auch immer mit einem Lachen im Mittelpunkt, hält die Stimmung auch bei dichten Pechsträhnenwolken über Skippers Kopf mit gutem Essen für alle weit oben. Das Miki an der Zigarettenkippe hängt, was für mich als Jungnichtraucher dann doch erst als Problem erschien, enpuppt sich als harmlos. Der Geruch von Rauchern motiviert mich überhaupt nicht zur Kippe zu greifen. Auch nicht im mehr in schwierigen Situationen. Bin ich jetzt Mitglied der Nichtraucherfraktion nach fast vier Monaten ohne Kippe und einem Mitsegler an Bord?

Chris steht immer an meiner Seite. Chris ist neben mir nicht nur für gute Seemannschaft zuständig, sondern kommt vor allen Dingen bei den ganzen Schraubereien selbstständig und verlässlich selber zum Ziel. Zusätzlich fragt er die richtigen Fragen im richtigen Moment, um die Eigenarten der MARLIN zu verstehen. Auch bei allen anderen Crews haben immer alle mitgeholfen die vollkommen normalen Probleme zu lösen, Chris ragt da aber noch mal einen Kopf aus der Masse heraus. Der Beginn einer großen Segelfreundschaft? Könnte gut sein.

Nicht weniger motiviert sind Claudia und Richard. Immer da wenn es ein Problem, eine Aufgabe zu lösen gibt. Claudia entpuppt sich als die gute Fee, die mit ihrer dreiwöchigen Erfahrung, mit dem manchmal doch etwas eigenwilligen und eigenartigen Skipper schon recht gelassen umgehen kann. Dies kann sie gut weitervermitteln und gibt schon mal ihr Wissen um die ganzen Eigenarten der MARLIN preis. Richard steht an ihrer Seite, nimmt mich als Skipper schon gerne mal auf die Schüppe und ist immer der erste wenn es um die Erledigung einer Aufgabe geht.

Susan muss wahrscheinlich am meisten unter mir leiden, wie sich gestern gezeigt hat, weil ich am meisten von der angehenden Skipperin erwarte. Sie hat das Zeug dazu die MARLIN mit Team alleine zu steuern, steht aber folglich permanent unter meinen Argusaugen, jedes Detail eines Manövers, eines Kommandos, einer Wache oder eines Crewmeetings perfekt durchzuziehen, als wenn ich es selber machen würde. Sue ist im Team ohne Diskussion respektiert in ihren Vorschlägen, Anweisungen und Entscheidungen. Sie ist zuständig für die Sicherheit an Bord und hat die Verantwortung für die angewandte Medizin.

Eine unendliche Verkettung von technischen Defekten und Skippers Unfähigkeiten

Am heutige Tag schlägt die Pechsträhne dann erst richtig zu. Beim gestrigen Ankermanöver sind beide Keilriemen der Service Lichtmaschine der Hauptmaschine durchgebrannt. Ohne Grund. Ohne Fehler. Alt. Sonst nichts. Skipper hat natürlich Ersatz, findet aber in einer halbtagesfüllenden Aufräumaktion im Motorraum nur einen besagten Keilriemen. Auf einem Bein kann man schlecht stehen.

Zu gleicher Zeit piepst plötzlich das Öldruckarnsystem im Leerlauf. Der Motor hat aber genug Öl. Damit kann ich grade gar nichts anfangen. Ein bisschen mehr Gas und das Symtom ist erst einmal behandelt. Aber mein Gefühl sagt mir: Das heißt nix gutes. Da kommt noch was. Der Einzelkeilriemen auf der Doppelscheibe wird die Lichtmaschine wohl über den Atlantik antreiben. Wir haben ja für die Stromerzeugung unseren Generator. Der aber zickt rum. Der Generator wird zu heiß und nimmt zu wenig Kühlwasser. Der Tag neigt sich schon wieder dem Ende zu. Eigentlich wollten wir am Nachmittag los und über den Atlantik segeln. Aber weder das Schiff ist fertig, noch ich mit dem Generator. Wieder hocke ich klätschnass geschwitzt vor meiner großen Liebe und fummel die Kühlwasserpumpe aus dem kompakten Wirrwarr von Leitungen. Der Impeller ist kaputt. „Warum?“, frage ich mich. Aber is ja auch egal. Ein neuer Impeller ist natürlich an Bord. Beim Einbau der Pumpe reist mir dann eine Messing-Schlauchtülle beim Nachziehen ab. „OH HAH!“ Das Gewinde der Schlauchtülle steckt korrodiert im Gehäuse der Pumpe. Chris steckt den Kopf durch die Luke in den Motorenraum. „Skipper, das sieht nicht gut aus.“ Noch lächle ich und ziehe eine neue Wasserpumpe aus der Jackentasche. „Hab ich mir schon gedacht, dass die irgendwann kaputt geht.“ Weiteren Stunden vergehen. Dann endlich ist die zweite Pumpe, drin und ersetzt. Beim Service Kit liegt ein neuer Luftfilter dabei. „Chris, starte doch mal den Generator. Der Luftfilter ist offen, der Generator tuckert friedlich vor sich hin, da komme ich auf die grandiose Idee etwas Öl im Luftfiltergehäuse mit etwas Klopapier aufsaugen zu wollen. Chris hört mich nicht, als ich rufe um den Generator auszumachen. Also mache ich das eben so bei laufendem Motor. Der Generator saugt das Papier sofort an in seinen Einlasskanal, ich lass vor Schreck sofort los und bleibt mit einem Lauten „Puffffff“ stehen. “SCHEISSE“, schreie ich laut. „ICH DÄMLICHER VOLLIDIOT!“

Wie blöd muss man sein um seinen Generator am Tag vor der Atlantiküberquerung den Rest zu geben? Das kann nur ein echter Wnuk sein. Oder? Gut. Dinge die geschehen sind kann man nicht wieder gut machen. Stunden vergehen, in denen ich mit Chris, Richard und Miki die Papierrecste aus dem Einlasskanal rausfingere. Jegliche Startversuche des Generators scheitern. Anstatt Kompression aufzubauen bläst der eingespritzte Diesel aus dem Einlasskanal. Das Einlass Ventil schließt nicht mehr. Verbogen? Oder ist Papier im Verbrennungsraum. Für eine sichere Aussage darüber muss der Zylinderkopf ab. Eine neue Dichtung habe ich aber nicht mit. Bis in die späten Abendstunden hilft auch kein dazwischengeschobenes Bier. Jetzt sitzen wir hier in Brava, in einer kleinen, verlassenen Bucht und der Skipper guckt blöd aus der Wäsche, kleine dunkle Wölkchen über seinem Kopf. Die Folgen meiner Blödheit sind nicht unerheblich. Die Batterien sind leer, der Generator kaputt, die Wassertanks halb leer. Die alternative Lichtmaschine an einer erkälteten Hauptmaschine, läuft mit nur einem Keilriemen. Demgegenüber steht ein bis unter dem Rand gefüllter Gefrierschrank, der nach Strom lechzt, eine Crew die sich auf ihren Segeltrip des Lebens freut und ein Skipper der dumm aus der Wäsche schaut und kopfschüttelnd über sich selbst auf den Horizont schaut. Wie ich das jetzt hinbekommen soll, ist mir vollkommen unersichtlich. Wahrscheinlich ist es einfacher nach Grenada über den Teich zu segeln, als Reparaturen und Ersatzteilbeschaffungen auf den Kapverden anzugehen. Muss ich wohl mal meine Crew fragen, ob sie bereit sind „Hand“ zu steuern über den Atlantik. Christopher hatte auch keinen Generator, Gefrierschrank und Autopilot. Oder soll ich lieber hier auf den Kapverden bleiben, mit den Marktfrauen in Tarrafal Photos machen und die Reparaturen hier durchführen?


Mitsegeln auf der MARLIN. www.marlin-expeditions.com



  • 23:55
  • 21.11.2015
  • 14°49.9117'N, 024°44.3337’W
  • -°/ - kn
  • Cabo Verde / Brava
  • Grenada
  • 26°C
  • 50°/ 4 kn
  • 0,5 m

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