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Hinter den Bergen mit den sieben Zwergen...

Auf dem Pickup über Santo Antao

Weiter geht die Zeitreise. Morgens um acht Uhr steht schon Fahrer Fernando Gewehr bei Fuß um uns über die Insel zu fahren. Der Ankerplatz ist prima, bisschen rollig, der Passat hat eingesetzt auf den Kapverden, zischen den hohen Bergen von Santo Antao und Sao Vicente bläst die Düse, dass das Meer weiß brodelt, mit um die dreißig Knoten und ordentlich Strömung. Nachdenklich schaue ich auf’s Meer. Morgen will ich mit meiner Anfängercrew nach Osten segeln. „Na, dass soll ja noch was geben“, brummel ich mir in meinen Zwei-Tage-Bart und steige mit auf die Ladefläche des Toypta Aluguers. „Oh Mist. Ich habe meine Voltaren Tabletten nicht mit. Die Holzbänke sind grade mal dreißig Zentimeter breit, das staubige Polster durchgesessen.
Was morgen ist, ist uns heute mal egal. Der hohe Mast der MARLIN verschwindet schnell und die Serpentinen hoch geht es Richtung tropischem Regenwald. Fernando hält bei einer typischen Bergfamilie kurz vor der Zone, wo die Wolken für dauerhafte Feuchtigkeit sorgen. Hier ist es grün, hier wächst Mais, Tomaten, Salat und vieles andere mehr. Ungeplanter Bioanbau – is klar. Hier findet man Landwirtschaft in seiner Ursprünglichkeit. Meine Mitsegler und ich dürfen einen Blick in die Unterkünfte, ins Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche der Familie werfen.
Schnell wird klar, mit wie wenig Luxus die Menschen hier aufwachsen. „Es ist keine Armut. Die Menschen hier haben alles was sie brauchen und sie sind glücklich, auch ohne Fernseher“, versuche ich zu erklären. Der alte Mann neben mir hat ein Transistor Radio in der Hand, was man auf den Kapverden vor fünfzehn Jahren auch immer gesehen hat. Hier ist irgendwie die Zeit stehen geblieben, stelle ich für mich fest. Ich fühle mich wohl dabei.
Ich nehme den Platz neben dem Fahrer ein. Auf der Ladefläche ist das Dach so niedrig, dass ich nicht richtig raussehen kann. Für Claudia, ist das kein Problem. Sie ist seit acht Monaten auf Weltreise und hat sich für die nächsten sieben Wochen einen Platz auf der MARLIN gesichert. Von Nepal, Australien und Indonesien ist sie es gewohnt in engen Bussen zu fahren und mit lokalen Verkehrsmitteln von A nach B zu kommen. Ich habe immer das Gefühl, dass wir Claudia ein bisschen aufpeppeln müssen, so dünn wie sie ist. Schwierig mit den Vegetariern. Aber das ist ein anderes Thema, für einen anderen Tag. Es geht weiter hoch und ein vier Kilometer Marsch durch einen alten Krater steht an. Die ersten italienischen Touristen tauchen auf, die Menge wird den ganzen Tag überschaulich bleiben. Es sind keine anderen Segler, sondern Wanderer, die die Schönheit der Insel mit dem Rucksack erkunden und mehrere Tage Zeit dafür haben. Überhaupt haben wir bisher kaum andere Segler ges ehen. Wo sind die nur?
Dreidimensionales Fotografieren geht ja nun leider nicht so einfach. Die wunderschöne Bergwelt von Santo Antao muss man live erleben und in seinem Kopf abspeichern. Mein Gast und Mitsegler Norbert aus Franken tut dies offensichtlich, genügsam wie er ist. Norbert ist für drei Wochen auf der MARLIN, selbst Bootseigner einer Bavaria 44 und hier, weil er mich auf dem Blauwasserseminar 2015 auf der BOOT kennengelernt hat. Er ist so gesehen eigentlich keine Anfänger, bezeichnet sich selber eben eben doch als solchen, auf der Suche nach Sicherheit und Erfahrung im Umgang mit dem eigenen Boot. Kann er haben! Morgen werden wir einen ordentlichen Schlag machen. Auch in den nächsten zwei Wochen werden wir auf allen Kursen unterwegs sein.
Wir erreichen Punta del Sol und wieder leben meine Erinnerungen auf. Noch hat sich nicht viel verändert, aber wird sich verändern. Der Rohbau eines großen Hotels direkt am Hafen steht schon als Betongerüst. Die Fischerboote sind aber immer noch da. Wir essen in dem Restaurant mit Blick auf den Hafen mehr oder weniger totgebratenen Fisch mit Reis und Pommes, ein paar Blättern Salat. „Micha, wenn man Dein Essen auf der MARLIN erlebt hat, dann schmeckt es einem hier nicht mehr richtig.“ Ich lache. Was soll ich machen? Es ist auch die Art und Weise wie auf den Kapverden gekocht wird. „Is halt so. Morgen sind wir ja wieder auf unserem Schiff und kochen wieder selbst.“
Ich nehme mir die kulinarischen Wünsche meiner Gäste zu Herzen. Wir entern gemeinsam den Hafen. Es ist die Zeit, in der die Fischer mit ihren kleinen Booten wieder vom Meer nach Hause kommen. Die bunten Fänge aus Garupa, Wahoo, Dorade und Snap-a-Lot’s werden auf den Betontischen gewogen, verteilt und verhökert. Man muss schon schnell sein. Wir kaufen auch, für unseren Freezer. Aber ich fange auch dutzende von Motiven mit der Canon ein. Bis es passiert. Auf dem glatten Steinen lege ich einen 1a Salto hin. Die Kamera rette ich geschickt, am Ellbogen und am Knie blutet es ordentlich aus Schürfwunden. Genug Photos für heute.
Mitsegler Mark hat sich „Last Minute“ auf der MARLIN einquartiert. Mark ist gebürtiger Holländer, lebt aber seit langer Zeit in Wien und hat einen lustigen Wiener Dialekt mit niederländischem Einschlag. Mark ist sehr motiviert, fragt besonders viel und hat ein sichtliches Händchen zum Segeln, wenn ich das so sagen darf. Er motiviert die Gruppe sehr positiv. Alles in allem habe ich wieder richtig Glück gehabt mit meiner Truppe.
Ich humpel mit meinen Blessuren durch den Hafen, als ein junger Bursche aus dem Wasser steigt und an einer langen Leine die Fänge mit der Harpune sortiert. Ohne eigenes Boot hat er seinen Fang an der Außenseite gemacht. Gut ein Dutzend Papageifische sind dabei. „Hey Mark. Kauf mal sechs von den Papageifischen! Dann mache ich Dir Poisson Crue und Du wirst immer wieder auf die MARLIN zurück kommen – Allein schon wegen diesem Gericht.“ Mark schaut den Fisch an, schau mich an. „Na, da bin ich ja mal gespannt.“ Ich grinse siegesbewusst zurück. Über den Rückweg kann ich nicht viel schreiben. Ich bin eingeschlafen. Genug passiert hier und heute.

Mitsegeln und Segeln lernen auf der MARLIN. Bewerbe Dich hier! www.marlin-expeditions.com



  • 22:22
  • 27.10.2015
  • 16°53.0912'N, 024°59.5882’W
  • -°/ - kn
  • Cabo Verde / Santo Antao / Porto Novo
  • Saoo Nicolao
  • 30°
  • 12°/ 8 kn
  • 0 m

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