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Jans neuer Freund Osga

Another day in Paradise

Die letzte Nacht haben wir uns recht unangenehm um die Ohren geschlagen. Mitten in der Nacht geht der Wind aus. Die Stahltonne an der wir hängen knutscht die MARLIN, die MARLIN bummst zurück. Alles geht ohne sichtbaren Schaden ab... „Jan, raus, wir müssen was tun.“ Heute schon weiß keiner mehr wann es denn überhaupt war und wieder passiert ein kleiner Fehler. „Wir hätten den Anker nicht ohne Sorgleine runter lassen sollen. Wenn der sich in einer Felsspalte auf 17 Meter verklemmt. Shit. Wir haben nur noch eine halbvolle Drucklufttauchflasche. Auf 17 Meter taucht auch der Skipper nicht Apnoe.“ Jan und ich träumen gemeinsam von verlorenen Ankern und Ketten (Was in unserem Fall auch ein großer Verlust an teurem Edelstahl wäre), während die MARLIN genussvoll Rumpelgespenst spielt. Ich erinnere mich. „Beim letzten Besuch haben wir einen Ankerschaft des Heckankers verbogen! Damals glaubte ich noch an Heckanker, hatte das mal in irgendeinem Buch gelesen. Es gibt auf dieser Inseln keinen Sand. Nur Felsen.“ Und genau das macht den Aufenthalt so schwierig.

Jan lernt heute was fürs Leben. Ankern für Fortgeschrittene. Dem Rumpeln setzten wir ein Ende, indem wir erst einmal in die enge Bucht vor der Rangerstation reinfahren. Die Ensenade Cagarras. Am frühen Morgen ist es still und das kleinste Sandeckchen sollte sichtbar sein. Ist aber kein Sand. Der Anker fällt. „Spring mal ins Wasser.“ „Ich?“ „Ja, wer sonst. Zieh Dir die Brille an und schau wie der Anker liegt.“ Prustend berichtet mein Bootsjunge, der grade den Umgang mit der Schnorchelbrille und Schnorchel lernt, nach ein paar Minuten: „Der liegt einfach nur so auf einer Steinplatte. Alles ist hier glatter Stein. „Kann ja nicht sein. Tauch noch mal.“ Irgendwann finden wir eine Senke, ein Loch mit etwas Sand, Geröll umrundet von einer kleinen Kante. „Da rein!“ Anker wieder hoch, wieder Kreise fahren. Jetzt aber. „Jetzt eine Landleine mit 150 Metern zu den Klippen und den kleinen 20kg CQR mit 2m Kettevorlauf hinter einen Stein schmeißen. Was hier in zwei Sätzen beschrieben wird dauert in Wirklichkeit 4 Stunden. Jetzt sitzt der Anker und die Landleine hält die MARLIN auf Spannung. Schluss mit Anker-Rumpelstielzchen. Sind wir ein Team? Yes, wir sind ein Team.

Neben dem Fortbildungskurs und Schnorchelunterricht für Jan, zieht es uns um 10 Uhr zu unseren neuen Freunden. Xandro und Carlos warten schon seit 10 Uhr. Wir kommen um 12 Uhr. Genau zum Zenit der Sonne. Carlos ist angepisst, sieht wahrscheinlich seinen Mittagsschlaf flöten und wird rastlos. Wir hinterher. Xandro geht ins Haus. Kochen. Jetzt lernen wir was. Im Sauseschritt. Die Hauptbewohner der Insel sind die Cagarras, eine Seevogelart die mit lautem Geschrei bei Sonnenaufgang die Insel verlässt, um Futter auf dem offenen Meer zu finden und pünktlich zum Abendbrot wieder auf die Insel zurückkommt. Wie die 240.000 Vögel ihr Nest unter einem Stein mit dem entsprechenden Küken wieder finden bleibt unklar. „Alle ausgeflogen.“ Die Babys, in der Größe eines ausgewachsenen Huhns, sind mucksmäuchenstill und verstecken sich. Würde ich auch machen. Endemisch können die Vögel nicht sein. Auf den Azoren gab es die auch. Aber das gehört ja auch fast zusammen.

Das auf dem Photo ist Osga die Echse. Richtig heißt er Osga Tarentola Boettgeri Bischoffi und ist wirklich endemisch. Sagt Carlos. Unter jedem 30ten Stein hockt so ein Lebewesen und wartet auf die Nacht um Insekten zu jagen. Am Tag wird geschlafen. Die Portugiesen haben Wanderwege auf der Insel angelegt, die mit Steinen gesäumt sind. Auch ohne Schild ist klar, dass man die nicht zu verlassen hat. In jahrelanger Kleinarbeit haben die Ranger die Insel gereinigt von Ziegen und hundertausenden von Kaninchen, die irgendwelche Schatzsucher hier ausgesetzt haben um Essen zu haben, gereinigt. Auch eine andere Planze gehört hier nicht hin. Die Nikoretta oder so. Kann ich grade nicht goggeln. Eine Pflanze die Nikotin erzeugt. Na wer die hier angeschleppt hat um zu überleben? Das lässt meine Phantasie schon wieder köcheln. Auf jeden Fall finden die Ranger die immer noch jeden Tag und es ist ihre Pflicht, die mit Wurzeln aus dem Boden zu entfernen und so die Verbreitung zu unterbinden. Wir kommen zu der nördlichen Bucht, der Ensenada de Piedras. Das ist die schönste. Hier lagen Nathalie und ich vor 15 Jahren mit der IRON LADY, fingen einen Drückerfisch und haben ihn nicht gegessen, weil in so einem Buch stand, dass die giftig sind. So ein Blödsinn. Auf den Kapverden haben wir dann gelernt, dass die eine Spezialität sind. Nur der Rückenstachel ist giftig. Heute isst man wirklich keinen Fisch mehr auf den Selvagens. Xandro erklärt, dass alle Fische auf der Insel und im ganzen Archipel Ciguaterra verseucht sind. Eigentlich eine bekannte Fischvergiftung aus der Südsee. „Die Forscher haben sie vor einiger Zeit hier festgestellt und uns den Verzehr von Fisch strengstens untersagt. Ciguaterra gibt es nur in warmen Wasser, wird durch eine Alge verbreitet, die an den Korallen rumschleimt und wird durch die Großschifffahrt verbreitet, die große Mengen Wasser in ihren Tanks als Ballast irgendwo aufnimmt und dieses dann wieder irgendwo anders auspumpt. Verboten. Aber was ist nicht alles verboten?

Das andere Thema auf den Selvagen ist immer wieder der Schatz. Wir stehen an den Klippen, 100 Meter über „meiner“ Bucht, der Ensenada de Peidras und ich erkläre Carlos, dass dort unten Wrackteile im Wasser liegen. Das steht wiederum in einem Schatzsucherbuch an Bord der IRON LADY. Ob wir das Buch auf der MARLIN noch haben, weiß ich gar nicht. Und mit viel Phantasie habe ich auch Wrackteile vor 15 Jahren beim Tauchen gesichtet. Carlos bekommt große Augen und erzählt von der Höhle direkt an der gleichen Bucht. Hier soll auch ein Schatz gelegen haben. Ich glaube, so eine kleine Insel, unser Phantasie, die Geschichte, die Einsamkeit und die Sonne, alles zusammen führt immer wieder dazu, dass es einfach einen Schatz, eines alten Seeräubers geben muss. Oder? Is doch eigentlich ganz klar. Gute zwei Stunden und 10km laufen wir, auf meinen Wunsch, den „langen“ Weg durch die Mittagshitze. Nathalie wäre stolz auf mich. Carlos immer 50 Meter voraus, Jan hinterher und ich am Ende. Schnell noch versuchen ein Photo zu machen. „Die Photos dürft ihr kommerziell nicht nutzen.“ Is klar. Was ist auch schon kommerziell? Wer interessiert sich schon für unsere Fotos? Am Ende des Tages liegt die MARLIN immer noch da, wo sie hin gehört, eine Schweitzer Yacht hat sich dazu gesellt. Wahrscheinlich haben sie uns auf dem AIS gesehen und der Ankerplatzneid ist ausgebrochen. Aber lange bleiben sie nicht. Das Dinghy bleibt zusammengerollt. Zu rollig, die Ankerkette rumpelt. Tja. Unsere nicht mehr. Xandro und Carlos kommen an Bord zu Besuch. Ich schwatze Carlos ein Ranger T-Shirt ab und die beiden bringen eine kleine Flasche Selbstgebrannten aus Funchal mit. Es wird spät. Die Wettervorhersage ist weiter schlecht um nach Fuerte Ventura zu segeln. Gott sein Dank. Da müssen wir ja noch etwas hierbleiben :-) Jan und ich wollen morgen Sternephotos und -videos oben auf dem Plateau machen und das Geschrei der Vögel aufnehmen. „Hier gibt es außer dem Leuchtfeuer nämlich keinen Lichtmüll. Das Leuchtfeuer kann man quasi als Blitzlicht benutzen. Und der Mond, der geht um 2 Uhr morgens unter.“, erklärt mit Jan. „Das geht nur Nachts.“ Ein paar weitere Arbeiten an der MARLIN sind auch zu machen. Der Besuch auf Graciosa fällt also wohl flach. Nun. Man muss Prioritäten setzen in seinem Leben. Wir haben noch vier Eier, eine Paprika und nur noch zwei Knollen Knoblauch an frischem Lebensmitteln. Bis zum Wochenende sollte das reichen.


Mitsegeln auf der MARLIN. Bewerbe Dich hier! Vom 20.10-13.11 sind noch zwei Plätze frei um die Kapverden zu erobern. Dann wieder im Februar. www.marlin-expeditions.com



  • 16:03
  • 22.09.2015
  • 30°08.2547'N, 015°52.4231’W
  • -°/ - kn
  • Atlantico / Islas Selvagen / Madeira
  • Canary Islands / Fuerteventura
  • 22°/ 1017.0 hpa
  • 33°/ 9 kn
  • 2 m

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