Ankommens Prozess

Erster Eindruck: Es ist heiß. Alle sind entspannt. Nur ich nicht. Ich habe Nackenschmerzen und das nicht ohne. Bandscheibenvorfall. Nicht schlecht. Was? Alt werden bleibt Scheiße. Dazu hole ich mir genau dort, nämlich am Nacken einen tierischen Sonnenbrand, weil ich nach fünf Wochen Deutschland die Intensität der Sonne nicht mehr gewohnt bin. Das Dinghy will repariert werden, das neue Großfall eingezogen und die neuen LED-Nav Lampen am Bugkorb. Ich bin überfordert. Mit allem. Darf man das mal so einfach zugeben? Katharina ist da mit ihrem dreijährigen Sohn Noah. Auch das überfordert mich. Auch wenn ich mich total darüber freue Katharina zu sehen. Auch, auch, auch... Hunderte von Aufgaben warten auf mich. Zur Ruhe kommen, schießt mir durch den Kopf. Zur Ruhe kommen.

Zweiter Eindruck: Blau. Dritter Eindruck: Orange. Vierter Eindruck: Rot. Marlin Rot. Ich muss dringend segeln gehen. Weit segeln. Übers Meer segeln. Da sind wir uns einig, die Skipperin und ich. Ja, die Capitana ist befördert, wegen guter Führung in meiner Abwesenheit. Irgendwas auszusetzen gibt es immer, aber das lassen wir jetzt mal. Wir sehen die positiven Sachen. Davon gibt es bedeutend viele. Skipperin Müller hat einen guten Job gemacht.

Julian kommt um mit zu segeln. Über das Meer, von West nach Nordost, nach Europa. Das wird gut. Das wird bestimmt für Vater und Sohn ein aufklärendes Erlebnis. Maya: “Hauptsache er raucht nicht, dann kann er kommen.“ Da sind wir uns alle einig. Nebst Julian sind unsere neuen Segel jetzt unterwegs von Thailand nach Cayman. 240kg Segel. Kannst Du Dir das vorstellen? 240kg? Ich nicht. Am Mittwoch geht es weiter. Segeln. Nach Cayo Largo und dann nach Cayman. Und dann? Nordost. Sach ich doch.