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Im Paradies der Zukunftswolke

Johann im Glück

Fast Zufall. Am Morgen haben wir den Anker nach einem Monat endlich aus dem Schlick von Spanish Waters herausgezogen. Gut, dass Johann gekommen ist, denn sonst hätten wir das niemals geschafft. Schon wieder zu viele andere Boote mit Kindern, mit langsam immer netter werdenden Crews und natürlich einem, für Cruiser Verhältnisse akzeptablen Internethotspot den wir mit der LunaWLAnet anzapfen und für alle im Boot verteilen. Johann übernimmt selbstständig und freiwillig, die Aufgabe das UW Schiff abzuspachteln. Aber wie das so ist, schafft man es eben nicht an einem Tag. Kaum ist der Anker hoch wunder ich mich über die Geräusche unsere MaxProps, jumpe in den Maschinenraum und fülle etwas Getriebeöl nach. Skippers Stirn legt sich in Falten. „Rumpel, di Pumpel“ macht es unter dem Achterschiff. „Hmm. Ich könnte mir vorstellen dass da eine Unwucht im Propeller ist, weil ich die Seepocken nur teilweise abgemacht habe.“ „Was hast Du gemacht. Johann?“...

Langsam tuckern wir aus dem engen Pass von Spanisch Waters ins freie Wasser. Frisch heute. 20 Knoten. Die Capitana setzt sich wieder durch: „Zweites Reff“ Nun ja. Jungs zeigen ja gerne ihre neuen Spielzeuge, aber ich gebe mich geschlagen - ohne Diskussion. Aufkreuzen gegen 20 Knoten Ostwind und anderthalb Konten Strömung. Jetzt kann die MARLIN mal zeigen was sie kann. Und sie kann es. Wieder die alte Entscheidung, was besser ist. 30° zum Wind mit 4 Knoten oder 50° zum Wind mit 6 Knoten. Wir landen irgendwo dazwischen. Wenn die Böen starker sind höher ran, flaut der Wind eben etwas abfallen.

Meine Arbeiten am Abwassersytem der MARLIN zeigen Wirkung. Trotz Bullaugen mit Unterwasserblick in die Tiefsee, kein Wasser im Schiff. Endlich geschafft. Das Schiff ist trocken. Trocken bleibt auch der Spukeimer der Kinder. Alle sind wohlauf. Unser Ziel, ein Steinhaufen namens Klein Curacao. Ziel von zwei oder drei Ausflugsschiffen. Ansonsten tote Hose. Unbewohnt. Wir haben etwas ganz besonderes hier vor. „SAIL2KITE“. Mit zwei Schlägen und 23 Meilen durchs Wasser segeln wir die 14 Meilen direkter Weg. Also Aufkreuzen gegen den Wind, Daumenfaktor 1,5 facher Weg bei 5 Knoten Durchschnitt und 1,5 Knoten Gegenströmung. Gut gemacht MARLIN! Der Anker rutscht über Korallenschutt auf Stein. Hmm. Natürlich just genau in dem Moment als das Essen auf dem Tisch steht. Hundert Meter weiter finden wir so eine Art Mouring. Ein Stahlnagel im Stein. Wer weiß schon wie gut die sind. Benutzen Sie in Bonaire auch für die Tauchermourings. Für heute Nacht sind 20+ Knoten angesagt. Hmm.

Aber dafür ist es schön. Richtig schön. Eigentlich so nen Spott wo Nathalie und Michael wochenlang versacken könnten.

Johann zieht es an den Strand. Der Traum, der einzige Kiter zu sein ist leider schnell vorbei. Ein paar hundert Meter weiter ist ein Schiff mit fünf jungen, verhungert aussehender Franzosen, die nichts anderes als kiten im Kopf haben und bis in die Nacht kurz vorm Sandstrand hoch und runter reiten. Johann pustet auch sein Kite und sich selber auf. Minuten später gesellt er sich zu den anderen und bekommt sein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Dann irgendwann ist der Wind weg und wie ein auf dem Rücken liegender Käfer winkt er mit kreuzenden Armen. Na, dann retten wir den armen Kerl mal. Auch wenn er die den Propeller nur halb abgekratzt hat!

Es passiert viel im Moment und deshalb ist auch Johann da. Es geht um unsere Zukunft. Wie lange wir noch als Familie weitersegeln? Oder ich mit der MARLIN Chartertouren mache. Wie sieht ein Konzept dafür aus? Wo könnte unsere Basisstation sein? Tausende von Fragen und Gedanken beschäftigen uns. Vor allen Dingen weil die Kinder ja nun immer älter werden. Müssen die nicht langsam in die Schule? Wir können doch nicht ewig auf dem Boot leben. Oder? Aber neben uns liegt ein holländisches Boot mit einer total entspannten Familie, zwei Söhnen, einer Tochter, Teenager die alles andere als dumm oder unglücklich aussehen. Ganz im Gegenteil sind die wesentlich entspannter als wir. „Von denen könnten wir uns mal eine Scheibe abschneiden!“, meint sogar Nathalie. Nicht ganz einfach auf der MARLIN. Johann kommt mit seiner Art, quasi als Mediator zwischen mir und Nathalie ganz recht, obwohl er uns ja eigentlich nur seit den Kanaren 2001 als Leser kennt, kennt er uns doch unglaublich gut. Wir stecken eher irgendwo fest. Und jetzt sieht es so aus, als wenn Johann das MARLIN Expeditions Büro in Hamburg machen könnte, die MARLIN von mir geskippert wird, für mich ein neues Ziel, wenn Kinder und Mutter sich für ein Landleben entscheiden sollten. Ein Wunsch? Nein! Ganz im Gegenteil. Mit meinen Frauen an Bord zu segeln ist mein größter Wunsch. Eher eine Alternative weil Landleben für mich eben keine solche Alternative ist.

Wir bedanken uns herzlich bei Cornelia, Frank, Armin, Björn und Michael für ihre Autorenhonorar per PAYPAL Spende. Ich muss dazu sagen, dass ich auch oft spende, wenn ich eine Software toll finde. Die Motivation ist einfach super. Es macht einfach noch mehr Spaß zu schreiben, zu fotografieren, zu filmen. Genau. Ich nehme mir jetzt mal die Videokamera und entspanne mich. Zuviel ernsthafte Gedanken sind auch nicht gut.



  • 21:59
  • 30.09.2013
  • 11°59.2942'N, 68°38.8005’W
  • -
  • Klein Curacao
  • Bonaire
  • 30°
  • 20kn/E

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