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Machu Picchu, Teil 2

Die Ruinen

Vor genau zehn Jahren sassen Micha und ich in der schwülen tropischen Regenzeit Panamas auf der Lady, während viele andere Fahrtensegler einen Abstecher nach Peru und Machu Picchu machten. Damals scheiterte es an dem nötigen Kleingeld und heute soll es endlich soweit sein. Viele Geschichten haben wir seitdem über die verlorene Stadt gehört, wieviel besser es doch noch vor zehn Jahren war, wie touristisch heute, und das man eigentlich gar nicht mehr hinfahren kann. Dementsprechend besteigen wir mit gemischten Gefühlen morgens um sechs den Reisebus, der uns in einer dreissig-minütigen Serpentinenfahrt hoch nach Machu Picchu bringt.

Vor dem Eingang ein teures Hotel, eine Terrasse mit Selbstbedienungscafe, ein kleiner Souvenirshop und die obligatorischen Toiletten, kein Artesaniamarkt, keine Peruaner in Inkakostümen mit Federn und keine Panflöte. Lediglich ein paar vereinzelte Postkartenverkäufer versuchen ihre Ware an den Mann zu bringen, der restliche Rummel ist in Agua Calientes geblieben, was uns positiv überrascht.

Nachdem wir unsere Tickets vorgewiesen haben, dürfen wir endlich das Heiligtum betreten, steil führt der Weg bergauf zur Hütte des Grabhüters und damit zu dem Aussichtspunkt, von dem aus mittlerweile sicherlich Millionen von Bildern geschossen wurden. Es ist noch früh am Morgen, aus den Tälern steigen Wolken empor und verhüllen die umliegenden Gipfel der Berge, auch der berühmte Huayna Picchu ist nur schemenhaft zu erkennen. Wir lassen uns auf einem Felsbrocken nieder und saugen die Atmosphäre in uns auf, versuchen uns vorzustellen, wie es wohl vor fünfhundert Jahren gewesen sein muss, als die Anlage gerade gebaut worden war und hier Könige und hohe Priester residierten, die Dächer gedeckt waren, und die Tempel reich ausgestattet mit Gold und Silber. Einer der zahlreichen Führer reißt uns aus den Gedanken, denn wir sitzen genau auf SEINEM Fotopunkt, wo SEINE Gruppen immer Fotos machen. Müßig darüber zu streiten, dass es um uns noch zig andere Felsen gibt, von denen aus man genauso gut fotografieren kann und dass uns unsere Bilder auch besser ganz ohne das Gewusel von Goretexjacken mit Inkamützen gefallen würden, dass hier nun aber eben mehrere hundert Menschen unterwegs sind. Wir beschliessen in der Mittagssonne wiederzukommen und machen uns auf den Weg in das Herz der Stadt, zum Tempel der drei Fenster und zum Sonnenstein Intihuatana. Der Stein enthält viel Quarz und soll das Sonnenlicht als Energie speichern können, ganze Reisegruppen versammeln sich um den heiligen Stein, lassen ihre Hände auf Kommando ihres Guides zwei Zentimeter über dem Fels schweben. Mit einem Mal kommt die Sonne heraus. Die Wolken steigen in Fetzen dramatisch aus der Tiefe, eine mystische Atmosphäre. Weiter ziehen wir durch die Ruinen der Stadt, die so viele Jahrhunderte verborgen war und so von den zerstörerischen Eroberungszügen der Spanier verschont blieb.

Natürlich kann man Machu Picchu auch in einem Zwei-Stunden Besuch kurz umreissen, doch wir sind ja extra am Morgen gekommen, um den ganzen Tag zu haben, also begeben wir uns nach der Frühstückspause in eine zweite Runde. Mittlerweile ist es zehn Uhr, die Hauptbesucherzeit, da nun die Züge aus Cuzco ankommen, doch von einem Besucheransturm mit Schlange stehen und Menschenmassen kann keine Rede sein, entweder verläuft sich die Menge auf dem Gelände, oder es beginnt gerade die Nebensaison und es sind tatsächlich viel weniger als 2500 Touristen hier.

Ein zweites Mal erklimmen wir den Hügel, diesmal mit Ziel Puente del Inka, der Inkabrücke. Ein alter Inkapfad, der einem eine ungefähre Vorstellung davon gibt, wie es wohl sein würde Machu Picchu wandernd zu erreichen, führt durch den dichten Regenwald entlang einer steilen Felswand. Zum Schutz gegen Angreifer haben die Inka eine Lücke in dem am Abhang gemauerten Weg gelassen, der bei Bedarf durch lange Holzbalken zur Brücke wurde. Lena interessiert sich mehr für die riesigen Gummibaumblätter, und sammelt den halben Urwald in meinem Rucksack zusammen.

Unser letzter Besuch gilt den königlichen Gemächern, dem Sonnentempel und den heiligen Quellen. Während in den Wohnhäusern des einfachen Volkes die Mauern aus groben Steinen, die mit Mörtel zusammengefügt wurden, bestehen, ist hier jeder einzelne Fels millimetergenau eingepasst. Keine Staubkorn passt in die Ritzen, perfekt sitzt ein Stein auf dem anderen, fest miteinander verzahnt ohne Mörtel oder Zement und doch erdbebensicher.

Der Energieabfall kommt am frühen Nachmittag, Batterie alle, der eine muß aufs Klo, der andere kann nicht mehr laufen, der dritte will ein Eis und auch meine Aufnahmekapazität für neue Eindrücke ist erschöpft. Ein nächstes Mal wird es für uns hier oben sicher kaum geben, aber das macht nichts. Unser Tag in der verlorenen Stadt zählt definitiv zu den Höhepunkten der Reise und wir bereuen es nicht, die mittlerweile doch sehr hohen Kosten in Kauf genommen zu haben,



  • 21:45
  • 29.08.2012
  • 13°09.3514'S, 072°31.4745’W
  • By Train/North
  • Machu Picchu/Peru
  • Bolivien
  • 17°
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