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Und jeder Tag ist ein Abenteuer?

Klimasprung

Wir sind abgebogen aus dem Kanal Smith in den Canal Union. Die Nacht war schrecklich. Ohne Landleine, nur vor Anker. Die Kette ist über den Grund gerumpelt. So was geht ja gar nicht mehr. Um zwei Uhr nachts sitze ich im Cockpit, buchstäblich wachgerüttelt, doch alles ist gut, nur Willywaw‘s vom Berg mit 30 Knoten. Ein paar Stunden später, um 8 Uhr wird es endlich hell, wir heben den Anker und ab in den Pass. Doch weit gefehlt. Hier stehen jetzt schon 40 Knoten Wind aus Nord, dicke, dunkelgraue Wolken schieben sich zwischen den hohen Bergen durch. Die GRIB Files haben für 9 Uhr eine Blasepause angesagt. Stimmt wohl nicht, woher sollen die das auch wissen. Wir also die Segel hoch und zumindest auf die andere Seite. Dort liegt die Caleta „Welcome“. Der Track des Franzosen zeigt wirre Bewegungen an. Irgendwie wollen wir da auch nicht rein. Schlechtes Gefühl und es geht weit rein, da sehen wir nicht was im Kanal los ist und so finden wir eine kleine Bucht, vielleicht 50 mal 50 Meter, die uns die Ruhe gibt um einfach noch einmal richtig mit den Kindern zu frühstücken. Wir machen ein Photo vom Kanal mit seinen weißen Schaumkronen um später vergleichen zu können. Es dauert nicht lang und die GRIB Files von heute Morgen sollen Recht behalten. Innerhalb von einer Stunde ist Ruhe im Kanal. Kaum noch ein weißer Wellenkamm zu sichten. Wir machen noch ein Photo, vergleichen dieses mit dem vor einer Stunde. „Das geht!”, ich ziehe wieder mein nasses Ölzeug an. Hatte ich schon erwähnt, dass es wieder Cats and Dogs regnet? Der Anker ist schnell gehoben, für ein Frühstück machen wir keine Landleine. Johann stöhnt: “Was? Schon wieder los?“ Im Kanal ist der Himmel etwas heller geworden, nicht blau, aber eben etwas heller. Nur noch 15 bis 20 Knoten Wind auf die Nase aus Nord. Ganz eng unter Land schaffen wir fünf Knoten, unter Motor und gegenan, versteht sich von allein.

Wie die das machen mit den Grib Files, das es so genau funktioniert, weiß der liebe Gott. Kaum im Kanal Union, segeln wir nach Süd! Pueto Natales ruft. Dort gibt es Gas, dort gibt es Diesel, dort gibt es einen Supermarkt und Internet. Zivilisation, eine Art von Zivilisation, die uns eine Woche Pause und hundert Meilen Umweg wert ist. Außerdem soll dort die Sonne scheinen. Doch kaum um die Ecke kommt eine dicke Regenfront von Nord, unten ist grade Schulstart, wir hatten uns auf ruhiges Motoren eingestellt, da legen die Böen um die 50 Knoten die LADY auf die Seite, dass ich oben mit dem Reffen gar nicht hinterher komme. Unter Top und Takel laufen wir ab in die richtige Richtung, mit sieben Knoten und mehr. „Wie sollen wir hier jemals wieder zurück kommen?“, fragt Nathalie berechtigterweise. Ich weiß es auch nicht. „Ach das ist nur ein kleiner Squall.“, lüge ich wie gedruckt. Bis zum Nachmittag hält der „kleine Squall“ uns in Atem, befördert uns aber auch unter Segeln in die richtige Richtung. Dann wieder nach Norden, nur fünf Meilen, am Seno de las Montanas entlang, pfeift es dann mit der genau so heftiger Windstärke wieder aus Nord und wir müssen fünf Meilen dagegen. Nur eine Bootslänge von der Steilwand enfernt, suchen wir Schutz gegen den weiß brodelnden Kanal in dem es mit mehr als vierzg Knoten pfeift. Die Steilwand geht hoch auf 2.000 Meter, oben liegt ein dicker, fetter Gletscher. Der Seno ist 30 Meilen lang nach Nord und der reinste Windkanal. „Seid ihr bereit um den Kanal zu queren?“ Es ist nur eine Meile am Wind, die Segel wieder klein, kleiner, am kleinsten. Da weht der blaue Sack mit den Wäscheklammern um die Reffleine und zieht sich in den dazugehörigen Block am Baum. Nix mehr Reffen. Nen bisschen Akrobatik aufm Vordeck und die Situation ist aufgeklart. Auf der anderen Seite segeln wir in den Kanal. Maya kommt in den Niedergang: „Papa, das war zu schräg. Mir sind die Bücher aus dem Regal auf die Nase gefallen!“ „Und, biste jetzt schlauer?“, entgegnet Nathalie. Ich grinse nur. Der Himmel über der LADY tut sich zum ersten Mal nach ZWEI WOCHEN REGEN auf und wir sehen Blau. Die Sonne erscheint und endlich sehen wir mal, wie schön das alles bei Sonnenlicht aussehen kann. „BOAAAAH!“ Wir stehen staunend im Cockpit und der erste Fischer aus Puerto Natales kommt uns entgegen. Alles wird gut.

Der Ankerplatz ist schön. Wie immer reicht das Tageslich so grade eben noch um die Landleinen auszubringen. Wieder ein Tag voller Abenteuer. Natale und mir reicht es aber. Wir alle können eine kurze Pause gebrauchen, bevor wir uns wieder weiter nach Norden durch die Kanäle kämpfen.



  • 22:22:00
  • 29.03.2012
  • 52°49.7600'S, 073°05.1500'W
  • Anker/Landleine
  • Caleta Cascada / Canal Tirke / Chile
  • Puerto Natales / Chile
  • 12°/1001hpa
  • 15kn, WNW
  • -m

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