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Cabalgata

Gaucholeben in Yendegaia

Morgens um 6, die Kinder schlafen noch, holen Micha und ich die Landleinen ein, ziehen das Dinghi hoch und machen uns auf den Weg nach Yendegaia. 15 Meilen weiter West, immerhin. Am Eingang der Bucht liegt ein kleiner Felsen, der noch mehr an Überbevölkerung leidet, als die Iron Lady. Die eine Seite teilen sich vielleicht 50 Kormorane, die andere Seite 30 Seelöwen und ein Entenpaar. Man riecht und hört die seltsame WG schon von weitem. Eine Stunde später nehmen wir eine Mouringleine in der Caleta Ferrari auf und starren angestrengt an Land. Jemand zu Hause? Wäsche hängt zumindest auf der Leine. Von unseren Freunden auf der MUKTUK, die gerade in Alaska überwintern, wissen wir, dass an Land die Belgierin Annemie mit ihrem Gaucho Jose lebt, ein paar Pferde, ein paar Hunde, ein paar Katzen und ganz viel Natur und Einsamkeit.

Und wär hätte das gedacht, auch wir werden auf der anderen Seite schon erwartet. 2 Reitstunden entfernt liegt der chilenische Grenzposten der Carabinieri, die haben Internet, und dort hat vor ein paar Tagen Annemie in Patagonien mit Alex in Alaska geskypt. Die Welt ist klein geworden mit Hilfe des Internets, doch trotzdem, wird man sich manchmal auch durch solche fast absurden Kommunikationswege ihrer Größe bewusst. Zwei Stunden mit dem Pferd hin, zwei Stunden zurück, für ein Telefongespräch.

Unsere Mädels machen an Land schnell klar, was ihnen das Wichtigste ist, die Pferde. Die Hundeschar kann nur Lena kurzfristig von der Attraktion abhalten. Doch wer reiten will, muss erst arbeiten. Die Pferde stehen nicht komfortabel im Stall oder auf der Koppel, sie müssen erst gesucht werden. Eine Herde von 20 bis 30 Tieren steht irgendwo auf dem riesigen Gelände und versteckt sich vor der Arbeit. Die Kinder wollen natürlich mit und so sind wir eine Stunde zu Fuß unterwegs, bevor wir die gesamte Herde auf die Koppel getrieben haben. Jetzt geht’s los, fünf Pferde werden ausgesucht, gesattelt, verteilt, Lena kommt bei Annemie aufs Pferd, Maya bekommt ein eigenes. Kurzerhand vertäut Jose Mayas Führstrick am Zaumzeug, gibt Maya ein Zeichen und dem Pferd einen Klaps und schickt die kleine Dame alleine los. Nach einem kurzen anfänglichen Schrecken gewöhnt sich Maya an die neuen Sattel, die einhändige Haltung der Zügel und reitet hoch erhobenen Hauptes in der Mitte der kleinen Gruppe. Durch Bäche, durch Flüsse, durch den Wald, am Strand, zwei Stunden lang. Micha und mir tut schon der Hintern weh, ganz schön hart, diese südamerikanischen Gauchosättel, trotz des Lammfells. Die Natur ist atemberaubend, in der Ferne die Gletscher, weite Ebenen, der Fjord, es ist so schön, dass es fast unwirklich ist, als wäre man mitten in irgendeiner kitschigen Zigarettenwerbung. Bis auf den schmerzenden Hintern natürlich.

Nach sechs Stunden Estancialeben sind die Kinder komplett fertig, ich höre das erste Mal seit Monaten ein: „Mama, ich bin kaputt!“ Ein Topf Linsen mit Reis wird inhaliert, jetzt schnarchen beide, und wir auch schon fast. Sind ja auch um sechs aufgestanden, daran wird es liegen.



  • 21:01:00
  • 03.03.2012
  • 54°51.3511'S, 068°49.0277'W
  • -
  • Yendegaia / Chile
  • Caleta Olla / Chile
  • 5kn, NW
  • - m

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