• Never touch a running system
  • Coffee2Sail
  • Wieder auf dem richtigen Dampfer
  • 50 Granolozyten. Tag 12
  • Degradiert zur Galley Schlampe
  • Arbeitsbeginn
Videos
  • Der goldene Oktober beginnt
  • Vorm Wind
 

Puerto Hoppner

Patagonisches Paradies

So, jetzt ist es wirklich Zeit ein bisschen mehr von diesem paradiesischen Ort zu erzählen. Auf den letzten Meilen hatten wir nochmal ordentlich Segelwind von achtern, Nordwest mit 20 bis 25 Knoten, war ja auch so angesagt. Die Lady surft die Wellen nur so runter und wackelt mit dem Heck. Eine Stunde vor der Einfahrt verlassen wir das kleine Schneckenhaus der Lady, Ölzeug, doppelte Unterwäsche, Schwimmwesten, Mützen, Schals. Das volle Program. 8° Außentemperatur und 25 Knoten Wind, das ist kalt, doch unsere Ansteuerung der Hoppner Bay wollen wir alle mitbekommen. Am Cabo San Antonio scheinen die Wellen noch ein bisschen höher zu sein. Die Lady schlittert die Wellenberge hinunter und bevor die Kinder auch nur einen Gedanken an Angst verschwenden können, sind auf einmal an die zehn Australdelfine um uns herum, surfen synchron auf den Wellenkämmen, springen aus den Schaumkronen der Wellen in das Tal der nächsten Welle und tauchen unter dem Bug durch. Der Niedergang ist bis auf einen 30 cm großen Spalt, durch den wir die Navigationssoftware auf dem Computer sehen können, geschlossen. Vor uns liegt der Pass in die Hoppner Bay, hinter uns rollen die Brecher heran. Die Berge werden mit jeder Meile plastischer. Aus der grauen Silhouette werden felsige Gipfel, baumbewachsene Täler. 200 Meter breit ist die Einfahrt in die äußere Bucht von Puerto Hoppner. Bei den normalerweise vorherrschenden Westwinden ist die Einfahrt durch das Cabo San Antonio gut geschützt. Durch den heutigen Nordwind steht der Schwell jedoch genau auf den Eingang. Kurz überlegen wir, ob wir vielleicht um die Insel in eine der südlich gelegenen Buchten segeln. Doch das würde eine weitere Nacht auf See bedeuten, ein klares Gegenargument.

200 Meter, kein Problem, sagen wir uns. Zwischen den Wolken taucht die Sonne auf und den Pass in ein unwirkliches Licht, die letzten Delfine haben wir am Kap im Wellenspiel zurückgelassen. Mit der einlaufenden Tide, Johanns Unterstützung und nur ein bisschen Genua laufen wir in die Bucht ein, Sekunden später sind die Wellen weg, ein Blick zurück, wir sind drin, haben den Schwell des Südatlantiks hinter uns gelassen. Kormorane tauchen in der auflaufenden Tide nach Fisch. Theoretisch könnten wir uns gleich um die Ecke erstmal vor Anker legen, doch hinter der einigermaßen geschützten Bucht wartet ein noch viel besserer Ankerplatz. Als „tricky“ beschreibt der Revierführer den Eingang, und das man ihn eventuell besser erst mit dem Dinghi erkunden soll. In zwei Stunden ist der günstigste Zeitpunkt durch die Enge zu fahren, doch schon jetzt haben wir mitlaufende Strömung. Wir haben über 500 anstrengende Seemeilen im Kielwasser, keine Lust für zwei Stunden temporär zu ankern, wir wollen ankommen. Die Enge kommt immer näher. Wir bedanken uns gedanklich für die Zeit, die wir mit Giorgio und Mariolina, die den Revierführer für Patagonien geschrieben haben, in Piriapolis verbracht haben. Winzig sieht er aus, der Eingang, eine Einfahrt für ein Dinghi, zwischen zwei großen Felsen. „Wenn Giorgio sagt, da kann man durch, kann man da durch,“ brummelt Micha, und fügt in Gedanken hinzu: „Außerdem haben wir ein Stahlboot.“ Atem anhalten und durch. Hinter dem Pass atemlose Stille, keine Grundberührung, nicht aufgelaufen. Um uns herum hohe Berge, die Bäume windzerzaust, die Felsen schroff. Die Anchorage liegt hinter einem Inselchen, am Eingang wartet eine Fischotterfamilie auf uns und beäugt neugierig den Eindringling. Der Anker fällt auf 5 Meter, Motor aus, Stille. Wir haben es tatsächlich geschafft. Einen Moment verharren wir, nehmen diesen ersten Eindruck der feuerländischen Wildnis in uns auf, um ihn nie mehr zu vergessen. Ale Anspannung, Verantwortung, vielleicht auch Angst fällt von uns ab. Vor lauter Glückseligkeit treten uns Erwachsenen Tränen in die Augen. „Weint ihr, weil die anderen dass nicht miterleben können?“ fragt Maya. Ja, sicherlich auch deswegen.

Als Anleger gibt es heißen Tee mit Rum und für die Kinder Submarino, heiße Schokolade, eine kurze Dinghirunde durch den Fjord und dann, einen tiefen, erholsamen Schlaf ohne Nachtwachen, ohne Gewackel, was kann schöner sein?



  • 19:53:00
  • 07.01.2012
  • 54°46.8600S, 064°24.3748'W
  • -°/-kn
  • Puerto Hoppner / Islas Estados / Feuerland / Argentina
  • Ushuaia / Argentina
  • 09°/1000hpa
  • -kn/VAR

LOGBUCH ARCHIV

January 2012
M T W T F S S
« Dec   Feb »
 1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
3031  

Mit dieser Website wollen wir Dir, liebe Leserin, lieber Leser, die Welt und unsere Reise ein Stück näher bringen. Deine Spende hilft uns, das weiterhin zu tun.