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Zwanzigster Tag auf See

Doch noch mal spannend...

Musste gar nix fälschen. Ich hab grade meine Segelmontur weggepackt, da: Vor uns tut sich ein Tief aus. Im Auge des Sturms! Na, sehen wir mal. So tief ist es nun doch nicht, die aktuellen Grib Files kommen grade rein. Oder auch nicht, aber ändern werden die auch nix. Nordwind. Tief. Regen, Kein Wind morgen. Da kann der Rainer wieder im Cockpit duschen und dann Südwind. Kurs bleibt einfach angelegt. Eine Wende ohne Ruderlage! Jep. Die LADY rennt, was das Zeug hält, jetzt unter Vollzeug und wir pusten alle mit! Ich hab 22 Tage geplant bis Landfall und am ersten wollen wir mit Sonne im Rücken am Zuckerhut sein. Manni und Dimi, unserer Kamerateam aus Deutschland wird da sein und alles filmen. Dann laufen wir unter Blister in die Marina und legen mit elegantem Heckschwenker ohne Motor am Gästesteg an, küssen den Boden und bekommen die ersten drei Caipirinhas direkt in die offenen Hälse geschüttet! So soll es sein.

Soweit bin ich am 26ten dann noch gekommen. Dann fehlte mir doch die Lust weiter am Computer zu schreiben, sogar mir wurde komisch am Computer und das Tief übernahm die Steuerung des Tagesablaufes. Tommy kotzt über die Reling (Er sagt ja, wir sollen ehrlich schreiben, wie es war) und wir bekommen richtig, ordentlich Wind aus Nord. Genau, nicht mehr von hinten wie die restlichen sechs Wochen sondern auf die Seite und von Vorne. Zum Abschluss der Reise darf die LADY unseren Gästen noch mal so richtig zeigen, was sie alles kann. Bockspringen, Schrägliegen, mit dem Heck schleudern und alle nass spritzen.

Mitten in der Nacht, ein Licht, genau vorab. Weiß, keine Bewegung auszumachen. 170! Meilen vor der brazilianischen Küste. Meine Wache, 6 Knoten, die LADY läuft, ich mache eine Blinkboje aus. Wecke Tommy, kann er ja mal wieder was lernen. „Schau mal, nen lebensmüder Fischer! Die Tanker, die hier runter rasen machen den doch platt.“ Ich wackel mit dem Kopf. „Und nen Netz hat er auch noch draußen. Eine Seite ist beleuchtet. Und die andere Seite, an seinem Boot? Da, ein Schatten, direkt voraus. Eine Boje unter der LADY! „Scheisse, das ist die andere Seite des Netzes. Da hat das Geld nicht für ne Lampe gereicht.“ Die mit Lumpen behangene Boje mit dem Netz unter der Lady, ich warte auf das Geräusch der Leinen, die sich im Propeller vertörnen, aber nix passiert. Wir rauschen drüber. Gut einen durchgehenden Kiel zu haben. Jetzt sind wir wach.

Nur die Harten kommen innen Garten!

Am Wind Kurse sind eben doch was anders und für jeden Magen anders verträglich. Die LADY rennt, mir reicht es eigentlich auch. Irgendwann letzte Nacht, ich liege bei Nordwind in der Thomas Koje, war es Vier?, ich weiss nicht mehr, schleudert mich eine Welle einen Meter hoch. Der Motor läuft noch und Tommy alleine im Cockpit. Benommen und etwas schwindelig komme ich auf die Füße und strecke meinen Kopf ins Cockpit. Da schüttet grade jemand eimerweise Wasser aus dem Himmel über Tommy aus. „Alles klar? Soll ich Rainer zum Duschen wecken? Warum segeln wir nicht?“ Der Wind hat grade innerhalb von 2 Minuten von Nord auf Süd gedreht, die Genua steht back, Groß killt und Tommy ist total überfordert. Hmm. „Moment, ich komm Dir helfen!“

Das war die Winddrehung um 180 Grad. Von wegen langsam. Es gibt direkt 25 Knoten Wind auf die Nase aus SW, Kurs: Hoch am Wind. Neuer Wind gegen alte vier Meter Welle aus Nord. „I love sailing“, nuschel ich mir in den tatsächlich vorhandenen Bart. Der Bugkorb hebt sich über den nächsten Wellenkamm und kracht scheppernd wie ein Autowrack aus 6 Meter Höhe ins nächste Wellental. „Jetzt ist Wolfgang auch wach“, Tommy grinst und ein Brecher geht über das Deck der LADY, kniehoch ist das Deck überspült und rauscht ums Cockpit übers Heck ab. „Ganz schön raffes Wetter.“ „Ja, dauert ne Weile bis sich die Wellen umgepolt haben auf die neue Windrichtung.“ Wir nehmen Fahrt auf und rauschen wieder in Richtung Rio. Geht so grade eben. Mir soll’s recht sein.

Jetzt, Stunden später ist es immer noch raff. Der Südwind ist stetiger und südlicher. Mit Halbwind bläst uns da rückliegende Tief Richtung Rio. Rainer backt Brot. Die Jungs oben üben ein- und ausreffen. Die LADY gibt sich Mühe einen bleibenden Eindruck für alle Lebenslagen zu hinterlassen. Ich habe mich in der Familienecke verkeilt und schreibe Berichte. Er innert mich an den Schlag mit der hochschwangeren Natale und der anderthalbjährigen Maya von den Seychellen nach Madagaskar. 10 Tage gab es keinen Logbucheintrag. Keiner hatte Lust zu schreiben. Allen war übel unter Deck. Die LADY rannte auch wie wild am Wind nur, dass wir jede 12 Stunden 10 Liter Wasser gemacht haben über den maroden Ankerkasten. So. Und jetzt mal nen dickes Eigenlob. Die ganze Ankerkettenkasten - renovierungsaktion, teuer und langwierig hat sich gelohnt. Die Bilge des Vorschiffs ist knochentrocken. Und das obwohl wir mit der Spitze der LADY mehr als genug grünes Wasser schaufeln als je zuvor. Ja, ich teste grade, ich lege es drauf an. Das hat seinen Grund. Über Wasser in der Bilge des Vorschiffes will ich nicht nachdenken müssen wenn im November Kurs Tristan de Cunha, 40° Süd anliegt. Das einzige was leckt ist die Vorluke, da mussen neue Dichtungen rein. Nun, wenn es mehr nicht ist. Aber auch die Motorbilge ist knochentrocken. „Ok - Jungs, ausreffen. Ich will das GPS nicht unter 6nhalb Knoten sehen.!“ Noch 132 Meilen zum Landfall am Cabo Frio, also etwas mehr als 24h. Bis Rio dann noch mal 60 Meilen. Dort wollen wir bei Tag ankommen. Also der erste Mai? Oder wenn wir durchsegeln der 30te April. Schaun wir mal wie es uns am Cabo de Frio geht.



  • 13:00
  • 28.04.2010
  • 23°04.52'S 039°23.05'W
  • Southern Atlantic Ocean
  • Rio de Janeiro / Brasil
  • 29° 1014hpa 4/8
  • 28°
  • 20kn S
  • 2-3m

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