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Fünfter Tag auf See

Wundersam

Letzte Nacht. Nach zwei Tagen no wind, der Blister steht, Wolfgangs Wache, kommt der erste kleine Squall. 10 Minuten Hektik bis die 100sm Tuch im Sack sind, dann wieder alles gut. Das ist mehr Fläche als unsere Wohnung is Düsseldorf als Grundfläche hat. Die Crew arbeitet gut zusammen, keine Schreierei, jeder weiß was zu tun ist, so langsam merkt man die lange Zeit, die wir schon zusammen segeln. Wie lange sitzen wir jetzt schon im gleichen Boot? Genau einen Monat. Am 12ten April sind die Jungs angekommen. Und etwa drei Wochen segeln wir jetzt. Ganz schön lange.

Vielleicht mal ein paar Worte zum Alltag. Ohne Planung hat so jeder seine Aufgaben gefunden: Rainer macht Frühstück für alle und entsprechend das Brot am Vortag. Wir backen jeden Tag Bot, das typische Weissbrot mit Trockenhefe grade mal mit Rosinen. Wir haben immer noch eine ganze Lage Eier. Mittags gibt es meist nix, dafür kocht entweder ich, Wolfgang oder neuerdings Thomas noch mit meiner Unterstützung. Gestern hat Thomas seine erste Kürbissuppe gekocht. Hmm. Sehr gut. Nathalies Spagetti mit Tomatensoße kann er auch schon und mit dem Green Curry müssen wir wohl noch mal üben. Wolfgang muss nicht üben, er ist ein begnadeter Koch, der aus allem irgendwas zaubert. Und Rainer, dem merkt man an, dass es ihm gut schmeckt und er aus Düsseldorf kommt. Wir haben seit vier Tagen keinen Fisch gefangen! Fleisch haben wir keins mitgenommen. Igitt. Davon hatten wir genug auf St. Helena. Deshalb geht es insgesamt sehr vegetarisch zu. Ich genieße das, die anderen wohl auch. Fleischfreie Zeit.

Während der Flaute, die jetzt nun endlich vorbei zu sein scheint, wir haben immerhin noch 80 Meilen Etmal beim Treiben gemacht, hab ich sogar nen Rapalla an die Leine genommen um einen Fisch an Bord zu locken, aber nix. Heute kommen die normalen Leinen wieder dran und mal nen dunkler Squid mit großen Augen. Richtig großen Fisch haben wir noch gar nicht gehabt. In dieser Hinsicht bin ich doch etwas enttäuscht vom Südatlantik, aber das kann auch alles reiner Zufall sein. 1876 Meilen noch bis Rio. Wir sind relativ alleine auf der See. Ein Tanker, ein japanischer Seelenverkäufer auf dem Weg ins Trockendock in Cape Town. Die Dinger haben einen Einzylinder der den typischsten Sound aller Schiffe macht. Man hört jede einzelne Explosion und die Kraft mit der der Kolben im Zylinder nach unten getrieben wird. Muss so groß sein wie ne Tonne mit Rohöl, so hört sich das jedenfalls an.

Zurück zur Küche. Bei den Kerstings wird es dann einige Umbauten in der Küche geben, damit Papa dann zu Hause anfangen wird Gourmet zu kochen. Statt Elektroofen wird es natürlich einen dreiflammigen, kardanisch aufgehängten Edelstahlofen geben. Gewaschen wird mit Salzwasser, Süßwasser nur zum Nachspülen. Wo Thomas das Salwasser herbekommen will ist mir noch nicht klar, aber er kann es ja mit Kanistern anschleppen. Auf jeden Fall gibt es kein Wasser mehr aus dem Hahn, sondern Fußpumpen und geduscht wird draußen, die ganze Familie bekommt ein Liter Colaflaschen mit Süßwasser, die Ration für den Tag. Na, die freuen sich bestimmt, dass Papa nach Hause kommt.

Neben Kochen, Spülen, Putzen schießen Thomas und ich sieben Mal am Tag die Sonne und versuchen Herr zu werden der Wissenschaft daraus Breite und Länge unseres Standortes zu bekommen. Gut das wir noch ein GPS haben, sonst würden wir wohl in der ersten Bäckerei in Brasilien fragen müssen, wo wir eigentlich sind und ob es nach Nord oder nach Süd geht um Rio zu erreichen. Dazu kommt das Spielchen, das sich nach meinem Gefühl noch intensivieren wird. Dunkle Wolken kommen an, Segel rein, Blister runter, dunkle Wolke ist wieder weg, Segel raus, vielleicht Blister wieder raus. Das ganze passiert seit vier Tagen auf dem Steuerboardbug. Gut für mich, da ist meine Seekoje. Mit etwas Glück werden wir vor Rio auch noch mal auf dem anderen Bug segeln. Helena – Rio = eine Wende!, wenn Thomas das im Segelclub erzählt!

Ganz ehrlich, mein Paps hat nen E-Mail geschrieben, dass er sich kaum traut unsere Internetseiten aufzumachen, wegen der Angst was nun heute wieder passiert ist. Ich finde, ganz so schlimm ist es nicht. Gestern zum Beispiel ist wieder nix passiert. Ich habe sogar mit Christoph dem Seelotsen morgens um 10:00 UTC auf der 14.313 gesprochen. Nun ja, so was in der Richtung, Ich hab ihn gehört und er mich auch mal für ne Minute, dann ist das Band wieder zugegangen. Ist aber auch ne weite Entfernung für so nen kleines Schiffchen auf dem großen Teich. Vielleicht versuchen wir es heute noch mal, wenn ich es nicht wieder verpenne. Paps meint, wir bräuchten nen Ersatz Radio. Hmm, also dann bräuchten wir eigentlich alles doppelt. Zwei Motoren, zwei Sätze Segel, zwei Computer usw. Sieht schwer nach nem Katermaran aus :-))) War jetzt nen Spass. Ich glaub, der Kurzwellentransceiver war nur beleidigt, weil ihn keiner benutzt hat. Einfach abgestellt für drei Jahre. Wem gefällt das schon.

Brabrabra... Ich nehme mir mal wieder mein Buch. Wir haben nicht so viel Strom und die Lager der großen Lichtmaschine sind auswechselbedürftig. Macht wild Krach, wenn sie nicht mehr laden muss. Oder ich hab den Keilriemen zu fest gespannt. Wo rohe Kräfte sinnlos walten. Siehste, doch wieder was kaputt. War aber schon auf St. Helena. Hat der Skipper kaputt repariert. Macht er auch wieder richtig.

An dieser Stelle alles Liebe an meine Kinder Maya und Lena, die freuen sich immer ganz besonders, wenn sie auch mal genannt werden. Ich schau mir nachts immer mal wieder Videos an, die wir im Januar in der Küche gemacht haben. Hilft zwar nicht gegen die Sehnsucht, ganz im Gegenteil, aber Papa ist ja quasi auf dem Weg um euch möglichst bald wieder zu sehen. Ganz dolle Umarmung. „Mein Papa ist Kapitän!“, na ob das immer noch so toll ist?



  • 3:14
  • 13.04.2010
  • 17°22.13'S 010°23.13'W
  • Southern Atlantic Ocean
  • Rio de Janeiro / Brasil
  • 25° 1014hpa 6/8
  • 26°
  • 12kn/SE
  • 1,5m

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