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Tango

Mal was ganz anderes

“Du musst einfach nur den Kopf abschalten, dann geht das schon“, meint Nadia per Mail. Bei meiner ersten Tango Stunde muss ich ständig daran denken. „Kopf abschalten, Kopf abschalten, Kopf abschalten“, murmel ich vor mich hin. Aber sogar das ist schwer. Meine Tangolehrerin Paula, ist so schnell, dass ich eh keine Zeit habe nachzudenken. Schon mit der U-Bahn quer durch Buenos Aires zu fahren ist ein kleines Abenteuer. Wenn nicht einer lautstark Kugelschreiber verkauft, ein junges Pärchen ein kurzes Theatermatinee zum Besten gibt oder ein Gitarrenspieler alte Beatlessongs lautstark eher schlecht darbietet, dann ist da dieser kleine Indio, der sich egal, wie oft ich meinen Stehplatz wechsele, immer hinter mich stellt ;-) Hält der mich für doof? Irgendwann komme ich, inklusive Brieftasche, Kamera und Kamera, mitten in Palermo, einem Stadtteil im Capital wieder aus der Erde raus. Noch ein paar Ecken per Fuß und ich stehe vor einem alten Haus, drücke die Klingel, stehe abrupt, mitten in einem absolut pittoreskem Tanzschuppen. Ich muss unweigerlich an Nathalie denken. „Das würde meinem Schatz gefallen.“ Es ist eine richtig geile Flamencoschule. Mehrere Tanzräume mit dicken Deckenventilatoren, Spiegelwänden, einer großen Küche, einem zugewachsenen Innenhof. Aus den Räumen schallt das wildes Trampeln der Flamencoschüler auf dem alten Holzboden „Hola!“ „Hassa!“ Ich fühle mich versetzt nach Andalusien. Auch die Temperaturen passen. Es ist heiss und mir läuft die Suppe schon am Rücken runter ohne mich zu bewegen. Das würde meinem Schatz hier so sehr gefallen, dass wir wahrscheinlich gar nicht mehr wegsegeln würden. Die ganzen Flamencoplakate, die hunderten von Visitenkarten am Memobord, zeugen von der Passion dieses Platzes.

GAU bei Lunatronic. Was passiert ist? Ganz einfach. Ein Umschlag mit den Buchhaltungsbelegen von drei Monaten ist weg. Bei der Post abgegeben um zur Steuerberaterin befördert zu werden und nicht angekommen. „Hallo?“ Das bedeutet vor allen Dingen eins. Viel Arbeit. Denn ich muss die ganzen Belege neu zusammensuchen und Rechnungsduplikate anfordern. Schei....! Das kostet mich Tage vor der Kiste.

Das Glück scheint mir im Moment nicht besonders zu Seite zu stehen. Stefan, mein Mitsegler meldet sich nicht. Scheint wohl nicht zu klappen bei ihm. Hmm! Noch nen Problem. Die 1.100 Meilen nach Rio Einhand? Davon die Hälfte gegen den Wind? Brauche ich das jetzt? Ne. Am Morgen lerne ich Gaston, einen der wenigen Segler kennen, die es im Club gibt. Ansonsten bin ich hier der Einzige, der auf dem Boot lebt. Totenstill. Die ganze Woche. Strange. Mit Gaston, Profi Regattaskipper, komme ich ins Gespräch. „Warum willst Du nach Rio segeln, wenn Du im Dezember nach Patagonien willst?“ Mit großen Augen guckt er mich an. „Jaaaaaa.! Weist Du. Das ist so... Meine Frau hat Angst, es könnte ihr im Winter zu kalt sein in Buenos Aires.“ „Aber in Patagonien ist es noch viel kälter.“ Da muss ich ihm Recht geben. Mit Stefan, meiner geplanten Crew, wäre das keine Diskussion gewesen, wäre ja auch finanziell klar. Jetzt dreht sich das Blatt.

Gaston will mir helfen. Die Idee ist es, in den nächsten zwei Wochen Crew hier in einem der Clubs zu bekommen. Nicht ganz so einfach. Aber Morgen werde ich dann mal ein paar Zettel zum Aushängen machen und diese an den Infobords aufhängen, die allesamt gähnend leer sind. Am Sonntag oder am Montag dann verlegen. In den nächsten Yachtclub, zwei Meilen weiter im Nordwesten. Das soll etwas mehr los sein. Na denn, schauen wir mal.

Noch einen GAU gibt es und das ist meine Verdauung. Irgendein Obst habe ich wohl gegessen, ohne es gut genug abzuwaschen. Durchfall. Ich will nicht im Detail drauf eingehen, aber nerven tut es schon. Ich verbringe viel Zeit auf dem Klo. Hoffentlich regelt sich das von alleine, ohne Medikamente und Arztbesuch.

Ich hab Spaß am Tango. Paula hat die Ruhe weg und ich tue mich genauso schwer, wie ich mir das gedacht habe. Das mit dem Kopf abschalten klappt einige Male und ich befinde mich sofort in einer anderen Welt. Soll ich das nun machen? Einige Stunden nehmen, um dann in einer Milonga zu landen. „Ja Skipper, mach das. Wenn man schon mal in Buenos Aires ist.!“ Klar geht es hier auch wieder um Kohle, aber es ist erschwinglich und Paula sieht das mit der Stunde auch nicht so eng. Es sind nicht 45 Minuten, aus einer Stunde werden zwei zum Preis von einer. „Du musst üben! Üben. Üben.“ Na, das ist ja wie beim Taiko. Frauen haben es da einfacher beim Tango, die müssen das gar nicht lernen, weil die werden geführt, die brauchen nur die Grundfunktionen können und dann geht es ums Gefühl. Na prima. Hab ich schon wieder alles vergessen?



  • 23:15:00
  • 14.04.2011
  • 34°35.7137'S, 058°21.6455'W
  • 0°/0kn, Berth
  • Yacht Club Argentinia, Buenos Aires, Argentinien
  • Rio de Janiero, Brazil
  • 24°/1020hpa/55%
  • 18°
  • 5kn/NW
  • 0,0m

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