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Der Tag danach

Frust

Positive Stimmung verbreiten kann ich grade irgendwie nicht. Es wird noch Tage dauern das Chaos auf der LADY, das die Einbrecher hinterlassen haben, zu beseitigen. Es ist kein Job der Spaß macht. Ein großer Müllhaufen, der sich von der Vorkabine bis in die Achterkoje durchzieht. Tausende von kleinen, persönlichen Erinnerungen, achtlos, heruntergeworfen, kaputt gemacht. Vandalismus. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Nun muss ich aus dem Haufen Stück für Stück die Sachen retten. Unglaublich. Warum brechen die alles mit einem Messer auf, so wie das Etui meiner Querflöte, anstatt die kleinen Drücker zu nutzen? Warum reißen sie den Feuerlöscher von der Wand? Vermuten sie dort Geld? Warum? Warum? Warum. Ich sitze mitten drin im Chaos und zwischendurch kommen mir dann doch ordentlich die Tränen. Bin ja alleine. Kann ich so viel heulen wie ich will um jetzt bitte nicht in ein fiese Depression zu fallen.

Der WiFi Knoten der Marina fällt aus und so kann ich noch nicht einmal mit Nathalie skypen. Ich hab ihr auch noch die falsche Telefonnummer geschickt. Worst case. So reihen sich die Unglücke aneinander. Die Computer spinnen irgendwie rum, aber zumindest PACTOR und Sailmail laufen. Die Bösen, so nenne ich die Einbrecher jetzt, haben versucht das Uralt CD-Auto Radio auszubauen, dabei ist es kaputt gegangen. Direkt daneben Modem und Kurzwellenanlage. Glück im Unglück, dass sie da nicht einfach mal versucht haben dran zu gehen. Alles unversehrt. Das hätte mich Wochen kosten können.

Mittags flüchte ich einfach mal ins Dorf, komme aber nur zum nächsten Minisupermarkt und danach zur Prefectura. „Also, es fehlt nicht. Es wurde nur vandaliert und zerstört!“ Die netten Jungs nehmen eine Anzeige auf. Das wird nichts ändern. Wir unterhalten uns und es ist quasi sicher, dass die Bösen, wohl Kinder waren. Vielleicht 13 Jahre alt. Die sind bekannt für so etwas. Wenn eine Party oder der ach so wichtige 15jährige Geburtstag einer Tochter im Club Nautico gefeiert wird, wissen die Bösen das und gehen ins Haus der Veranstalter oder Gäste und räumen aus. Meist wird nicht viel mitgenommen, weil die bösen Kinder ja kein Auto haben, meist wird „aufgeräumt“, gegessen und ein zwei Kleinigkeiten mitgenommen, die eigentlich keinen Sinn machen. Die Nachbarn bekommen das mit, aber aus Angst die nächsten zu sein, infomieren sie nicht die Polizei. Problem ist, dass die Legislative nichts machen kann. Bis 18 Jahre sind die Bösen vogelfrei. Es gibt anscheinend kein Jugendstrafrecht. Die Eltern sind verpflichtet sich um ihre Kinder zu kümmern. Also catcht die Polizei die Bösen und bringt sie zu ihren Eltern. Sehr sinnvoll. Das gilt auch für härtere Kriminalität bis hin zum Mord. Wenn ich das richtig verstanden habe sind die Bösen sogar dann erst in die Verantwortung zu nehmen.

Gegen Abend bin ich dann so weit. Ich habe mir eine Trasse durch das Chaos geschaffen ins Vorschiff. Nathalies Bücher sind wieder eingeräumt und ich kann zumindest in der Vorkabine schlafen. Der Wind dreht nach Süd und der Dreck und der Gestank der Papierfabrik zieht über die LADY. Ich mache die Luken zu.

Schuld bin ich übrigens selber. Die Bösen sind von der nahen Mole, etwa 20 Meter, zum Schiff geschwommen. Die Tür haben sie nicht aufbekommen, aber die Mittelluke war zwar zu, doch die neuen Griffe kann man auch von außen aufdrehen, Sicherheitsvorschriften für den Fall einer Kenterung (Wobei, wir sind ja kein Katamaran, aber egal, die Dinger habe ich nicht richtig arretiert. Mein Fehler. Sonst wäre das wahrscheinlich alles gar nicht passiert. Das einzige was weg ist, auch das kann ich erst mit 100%tiger Sicherheit in ein paar Tagen sagen, ist unsere MagLite am Kartentisch. Fanden die Bösen wohl ganz hip, für ihre nächsten Abenteuer. Ich geh mal schlafen.



  • 23:00:00
  • 26.03.2011
  • 34°26.3500'S, 057°26.6600'W
  • 0°/kn Berth
  • Juan Lacaze, Uruguay
  • Colonia del Sacramento, Uruguay
  • 23°/1017hpa
  • 22°
  • 4kn/NE
  • 0,0m

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