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High (Kava) Lights

High (Kava) Lights

Morgensonne. Der Tag beginnt. Ich sitze am Rechner, die Mails kommen mit 1400 Zeichen in der Minute auf die Lady. Nicht gerade schnell, aber so fuehle ich mich auch gerade nicht. Ganz im Gegenteil. Kava entwickelt seine Lethargie besonders am naechsten Morgen, zumindest bei mir. Also koennten die Mails auch mit 600 Zeichen in der Minute kommen. Kava machts moeglich. Ich bin immer noch vollkommen enspannt, habe von netten Frauen, inklusive Natale, getraeumt und schwebe auf Wolke sieben. Dann noch ein Chat mit Papa ueber Pactor, der sitzt sozusagen auf dem Kopf auf der anderen Seite der Welt und die Sonne ist bei ihm schon laengst untergegangen. Immer noch 600 Zeichen die Minute. Natale steht auf und ich ueberlasse ihr die Sprueche von Ortwin, wird sie schon mit klarkommen, ist sie ja gewohnt. Mit dem Dinghy paddel ich an Land, auf der Suche nach Brot fuer die Lady.

Alles geht langsam. Brot gibt es keins. Ausgegangen. Paul (verdammt, ich weiss wirklich nicht mehr wie er wirklich heisst) kommt vorbei. Vollkommen verrueckt. Er stellt sich vor mich mit seiner selbstgeschnitzten Ukulele, spielt mir ein Staendchen, singt dazu mit Engelsstimme. Wohin, woher? Das uebliche Spielchen. Wie alt er denn sei, dass weiss er nicht. Vielleicht fuenfundzwanzig, so genau kann ihm das keiner sagen. Aber die Ukulele, die kann er spielen und singen dazu, dass es mir das Herz erwaermt. Natuerlich habe ich jetzt NICHT den MD Recorder mit. Nein, auch KEINE Kamera. Muss ich Paul (haette mir den Namen ja wenigstens in der Handflaeche aufschreiben koennen. Idiot. Ich.) Ich bitte Paul um eine Zugabe, die Lady liegt vor der Landzunge, hinter ihr eine paar hurrikanverbogene Palmen, schwarzes Lavagestein, ein weisses Kreuz, eine Kirche und dahinter die See. Ich stehe auf, das ist mir zu viel Romantik, das halte ich nicht aus. Verdammt. Dieses Kava ist ein teuflisches Zeug.

Segeln tun wir im Moment besonders gerne, mit der Hand an der Pinne, statt Autopilot. Da fuehlt man so schoen was das Boot so will und wo der Wind einen bewegt. So gehen wir Anker auf, weil man soll wegsegeln wenn es am schoensten ist und der Wind treibt uns die Leekueste entlang. Irgendwann sehe ich einen moeglichen Tauchplatz auf der Karte, doch die Karte spinnt, statt des Riffs fahren wir ueber Land, zumindest auf dem Compterbildschirm und an dem schwarzen Sandstrand werden wir von mindestens 499 Fliegen ueberfallen. Anker schnell wieder hoch und eine Meile weiter schon halten wir es nicht mehr aus. Der Anker faellt wieder in das tiefblauschwarze Wasser. Wir schnorcheln zum Land ueber Korallen und schwarze Unterwasserlavazungen die hier vor einign Jahren zischend ins Wasser rollten. Natale sieht Napoleon (so heisst der Fisch ;-) und ich sehe ihn nicht, aber das ist auch nicht schlimm.

Ran Vetlam, der naechste Ort, (zwanzig Basthuetten im Urwald versteckt) taucht auf und ach die Kueste wird von einem Moment zum anderen schoener. Steil fallen die Felsen ins Wasser, noch kurz davor hunderte von Metern Wassertiefe. Unglaublich. Die Lady wiegt sich im Wind, langsam segeln wir mit den leichten Winden auf unseren Ankerplatz. Mit dem Dinghy geht es an Land geschwind gepaddelt und schon wieder stehen lachende tiefschwarze Menschen vor uns. Immer und alle, ob Maennlein oder Weiblein mit einer Machete in der Hand, doch uns essen wollen sie nicht, nur den Weg zum Dorf zeigen. Immer der Hauptstrasse lang, sie meinen den plattgetretenen Ziegenpfad unter Palmen und schwarzen Lavabrocken. Fast schon gemein, was haben wir eigentlich schon wieder so lange in Vila gemacht. Vanuatus Geist beruehrt uns wieder und wieder mit seinem magischen Zeigefinger.

Vorbei geht es an magischen Buchten und Banjanbaeumen, magische Baeume mit einem unglaublichen Wurzelwerk. Die Bucht von Ran Vetlam ist von hohen Felsen umrandet, vielleicht fuenf bis zehn Meter bis zur Wasserkante, danach geht es senkrecht in die blaue Tiefe, mit unserem Echolot nicht mehr messbar, ein wunderbarer Tauchplatz soll sich hier verbergen, so wunderbar, dass die Familie, der diese Bucht gehoert sogar ein paar Dollar Gebuehr dafuer nimmt, um hier seinen Kopf unter Wasser zu stecken. Wir werden sehen, vielleicht beglueckt uns die Sonne morgen noch mit etwas Licht, damit wir von der ganzen Schoenheit noch etwas in unseren Erinnerungen mitnehmen koennen.

Es wird weiter gekraxelt, die Felsen hinauf auf der Mainstreet unter magischen Riesenspinnennetzten und die ersten Huetten begruessen uns. In Vanuatu bezeichnet man die traditionellen Doerfer, mit Bastroeckchen und Oben Ohne, mit Nambas (Peniskleidchen) und so weiter als Customdoerfer. Real werden die traditionellen Riten leider meist nur fuer Touristen ausgegraben. Gegen harte Waehrung werden die traditionellen Taenze aufgefuehrt und die amerikanischen Yachten zahlen gerne. Photos kosten extra, Video noch ein bisschen mehr. Und die Preise haben sich in den letzten Jahren dem Stand des Euros angeglichen. Aber ich soll ja nicht laestern. Die Fliegen sind umsonst.

Ran Vetlam begruesst uns auch direkt professionell und wir werden zielstrebeig zu Joseph gefuehrt. Joseph war schon in Europa, in London, Hamburg, in Paris und vielen anderen Staedten. Irgendjemand hat ihn entdeckt, wuerde mich nicht wundern, wenn es ein geschaeftstuechtiger Segler war, mit seinen Skulpturen, die er unter einem Baum handfertig schnitzt, ist er von einer europaeischen Galerie zur anderen gezogen. Ich frage ihn, ob er jetzt ein reicher Mann ist: >>Nein<<, er nicht, ich schlucke die Frage, ob sein Entdecker jetzt reich ist einfach hinunter. Doch was er uns zeigt ist wirklich atemberaubend. Nur auf Ambryn werden diese Motive geschnitzt, eigentlich meterhohe Schlitztrommeln aus Brotfruchtbaum fuer die traditionellen Beschneidungsfeste und so weiter, doch eben nun auch in Hartholz zum Verkauf an Toutisten und Besucher. Wunderschoene Teile, da werden sogar wir Geizhaelse weich, als wir eine der Kunstwerke in den Haenden halten.

Der Tag endet mal wieder mit den netten Einheimischen unter einem Baum und wir beschliessen morgen tauchen zu gehen, wenn das Wetter es zulaesst...



  • 20:40
  • 18.08.2004
  • 16°15.34S, 167°55.20E
  • Ran Vetlam/Ambrym/Vanuatu
  • -
  • 26°C
  • SE 1
  • -

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