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Abschied

Abschied

18:51 Der Gaestebucheintrag von Karl hat mich den ganzen Tag nicht losgelassen. Was will Karl nur wissen. Stress? Auf der Lady. Klingeln unsere Logbucheintraege zu sehr nach Friede, Freude, Eierkuchen? Mit dem Zwischenmenschlichen ist das ganz einfach. Mann oder Frau stelle sich vor mit seinem Partner 24 Stunden am Tag und Nacht zusammen zu sein. Wenn da was nicht stimmt, was im normalen Leben vielleicht mit Stress und Arbeit zu verdecken ist, auf dem Boot kommt das ganz schnell an die Oberflaeche. Somit gehen viele Beziehungen und Weltumsegelungstraeume schon vor den Kanaren oder spaetestens nach der Atlantikueberquerung quasi baden. Is einfach so. Ich koennte jetzt Geschichten erzaehlen von anderen, aber das machen wir ja nun grundsaetzlich nicht.

Eine Beziehung auf dem Boot ist nicht unbedingt einfach, aber vielleicht manchmal doch viel einfacher. Einfach intensiver. Wir leben ein bisschen in unserer Blase, haben natuerlich auch unser BIOS, hoch und runter, mal der eine, mal der andere, mal beide, doch dadurch, dass man sich eben auch nicht aus dem Weg gehen kann, wird da nichts lange mit sich rumgetragen und Jahre spaeter dem anderen dann auf dem Silbertablett mit den Resten der Beziehung praesentiert.

Wer sich zu Hause schon nicht versteht, sollte nicht meinen, dass das dann auf dem Boot klappen wuerde. Meist will einer der beiden dann doch mehr die Welt umsegeln. Es sollen ja statistisch die immer die Maenner sein, doch nach der ersten grossen Schlag ueber den Atlantik verliert sich dann so ziemlich das Abenteuer und der Bootsalltag tritt ein. Soziales Umfeld am Ankerplatz, es ist wie eine Kleingartenverein manchmal, ueber Funk und Mail, der eine ueber den anderen, jedes Boot seine eigenen Problemchen und man fuehlt sich manchmal doch gar nicht so weit weg von dem was man jetzt alles anders machen wollte. Verstehst Du Karl?

Doch es geht auch anders. Sich gegenseitig motivieren, Landausfluege machen, das Boot auf Vordermann oder -frau bringen, die angefallenen Problemchen langsam abarbeiten. Das geht. Und das geht meist sogar richtig gut. Aber man muss es schon wirklich wollen. Die Einhaender haben es da schon schwerer und die Gefahr eines seelischen Knacks ist gar nicht so von der Hand zu weisen. Genau wie im wirklichen Leben haben die meisten Weltumsegler nicht im Lotto gewonnen und das macht es nicht einfacher. Geld auf der Weltumseglung zu verdienen ist so ziemlich eins der schwierigsten Dinge, die man sich vorstellen kann. Gut. Wir schreiben fuer die BLAUWASSER, ich mache hier und da mal was an den Funken und Computern auf anderen Booten, aerztliche Dienstleistungen werden zwar gerne angenommen aber nie bezahlt, aber das ist natuerlich weit entfernt vom deutschen Lebensstandard. Also, heisst es auch hier den Partner zu haben, mit dem man Pferde klauen kann. Wir habe Glueck gehabt und hoffentlich bleibt uns das erhalten. Die eigene Zufriedenheit ist die Motivation weiterzusegeln. Dafuer bekommen wir die Welt zu sehen, meist nur Ausschnitte, doch immer noch mehr als wir es noch im entferntesten auf diesen Internetseiten darstellen koennen. Dafuer haben wir mehr Freunde als wir jeh dachten haben zu koennen. Freundschaft unter Seglern ist innig und kurz, weil man ja weiss, dass es sich meist nur um ein paar Wochen am gleichen Ankerplatz handelt.

Nach drei Jahren spielen Sachen die am Anfang so wichtig waren ueberhaupt keine Rolle mehr. Man hat ja das richtige Boot, sonst waere man nicht da wo man ist, Gespraeche ueber Solarpaneele, Wassermacher und so weiter interessieren einen nicht mehr und auch der Umgang mit den Behoerden ist zum Alltag geworden. Segler haben ihre eigene Welt. Alles dauert viel laenger als man plant und jeden Tag schlaeft man ausgefuellt im Arm des anderen ein. (Ich habe die Nacht auf der Isomatte verbracht. Wegen meiner Rueckenschmerzen ;-)

Wir haben gerade die Bay of Islands nach gut einem Monat verlassen. Das truebt ein bisschen das Gemuet, weil wir so viele unserer Freunde dagelassen haben. Aber morgen wird es wieder anders sein. Neuer Ort, neues Glueck heisst es bei uns. Und da liegt der Hund begraben: Die Freiheit den Anker zu heben und weiterzusegeln. Vielleicht war einer unserer Vorfahren doch Zigeuner, dass uns das im Blut steckt.



  • 18:51
  • 06.01.2004
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