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Irgendwo im Niergendwo

Irgendwo im Niergendwo

18:47 Zum Fruehstueck spielen die Werfarbeiter Schiffeverschieben. Auf Ihren Slipwagen versetzen sie uns auf einen Schienenplatz, zwei Gleise weiter noerdlich, die ELEKTRA, ein zuenftiges Fischerboot um die 18 Meter bekommt den Platz neben uns und ein drittes Boot soll morgen wieder ins Wasser. Der Chef hat es eilig, denn das Boot soll alsbald wieder zum Fischen rausfahren. Das mit uns alles laenger dauert als geplant, passt ihm genauso wenig, wie uns. Doch was soll man aendern, an Dingen die nicht zu aendern sind.

Immer wieder staunen wir ueber die Mentalitaet der hiesigen Werftarbeiter mit Metall umzugehen. Ein Winkelschleifer und eine Bohrmaschine werden doch eher fuer die filigranen Arbeiten eingesetzt, das Finishing sozusagen. Im allgemeinen werden Loecher mit dem Schweissbrenner gebrannt und alles was verbunden werden muss, wird zusammengeschweisst. Eine Arbeitsbuehne, Kranaufbauten, Propellerreparaturen, einfach alles. Das das ganze dann zu genialen Ergebnissen fuehrt, verwunder mich uns wieder aufs Neue.

Uralte Farbschichten verschwinden in den Schwaden des Sandblasmeisters, der unter seiner Haube keine Luftzufuhr hat. Es ist unbegreiflich, wie er Stunde um Stunde unter der Haube verweilt und Quadratzentimeter fuer Quadratzentimeter weiterarbeitet. Nach Stunden der Hoelle unter dieser Haube im Giftnebel der alten Antifoulingfarbe, hebt er seine Haube vom Kopf, klaetschnass, laechelt er mich an, als wenn er mich gerade um die Ecke in der Bar kennengelernt haette.

Irgendwo im Niergendwo. Im Hafen essen wir Mittags fuer 1 Dollar 50 und zur Belohnung gibt es ein Bier fuer 30 Cent. Einheitsessen. Huhn oder Suppe. Im Droehnen der Musikbox hat Natale nicht ganz verstanden worum es geht und Pansen mit Reis und Bohnen bestellt. Der Blick faellt auf den Teller. Mutig probiere ich, Natale ebenso, aber soweit sind wir nun doch noch nicht. Das Essen geht zurueck. Kein Problem. Huhn statt Pansen. Gut so. Will ja nicht das meine Natale anfaengt zu bellen wie unser Hund Aileen, die jetzt in guten Haenden, immer noch in Deutschland auf unsere Rueckkehr wartet.

Inzwischen ist wieder mal ein Part der Lady in wirklich guten Epoxiprimer getaucht und ich sitze vor dem LCD unseres alten, zickigen Schlepptops. Muecken krabbeln rauf und runter, ab und an zerquetsche ich eine, werde gleichzeitig von Sandfliegen in die Fuesse gebissen. Autan, Dein Freund und Helfer, hilft nur bedingt, autsch, da hat mich eine am Ellebogen erwischt. Sandfliegen sind so gemein, so klein, so schnell. Im Sturzflug kommen sie daher, beissen sofort zu und fliegen sofort weiter. Ihre Groesse ist ein Bruchteil eines Stecknadelkopfes. Trost ist nur, dass Sie zu Sonnenaufgang und zum Sonnenuntergang kommen. Das erspart den Wecker, weil ich davon wach werde, dass sie sich auf meine Fuesse stuerzen. Natale lassen sie ganz in Ruhe, mein Blut ist ihnen genug. Ein Traummann fuer die Tropen bin ich denn wohl.

Morgen geht es weiter. Wir trauemen davon, dass die Sandstrahlerei ein Ende hat und wir endlich in Ruhe streichen koennen. Doch immer wieder verschiebt sich irgendwas und irgendwie im irgendwo im Niergendwo. Es ist dunkel geworden und ein kleines Glas Rum, etwas gebeizter Fisch vom letzten Schlag, ein altes trockenes Brot vom Fruehstueck uebriggeblieben, locken mich vom Computer in die Plicht. Ob das Kreuz des Suedens schon wieder ueber dem Heck der Lady steht? Der Mond geht erst gegen neun Uhr auf. Bis dahin werden wir wohl schon wieder im Dunkel munkeln. Januar 2003, irgendwo im Niergendwo...



  • 18:47
  • 21.01.2003
  • 08°55.49'N, 079°19.73'W
  • Rio Bayano/Panama
  • 27°C
  • N -
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