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Approching Bawean

Approching Bawean

Mein naechster Stopp naht, zum Sonnenaufgang sollte ich vor dem Village Sangkapura sein. Bin ja mal gespannt. Vielen Dank erst einmal all denjenigen Lesern, die uns zu den Weihnachtstagen mit einer Leserspende beglueckt haben. Das motiviert natuerlich und drueckt Respekt vor unserer Schreiberei aus. Toll. Macht dann noch mehr Spass. Vor allen Dingen wenn wir die Namen der Ueberweiser so gar nicht maus dem Gaestebuch kennen. Da scheinen doch viel mehr Menschen an unserer Weltumsegelung indirekt teilzunehmen, als wir uns das erahnen. Und es hilft natuerlich, nicht direkt fuer einen neuen Satz Segel oder eine Ankerkette, aber eben doch... So, gut ist. Heute ist nicht viel passiert, ausser das ich den Diesel und Oel kontrolliert habe. Durch die ganze Gegenanmotorerei, auch gegen Strom, verbrauchen wir 70 Prozent mehr Diesel und Oel, als normal. Das mit dem Oel macht mir natuerlich Sorgen. Kommt Johann in die Jahre und verliert Kompression? Wahrscheinlich. Nach ca. 8000 Betriebsstunden. Hmm. Hoffentlich haelt das noch bis Europa. Die Entscheidung mit Kumai anlaufen steht also auch, weil weiter kommen wir nicht. Ab Bawean allerdings koennen wir hoch am Wind segeln oder motorsegeln. Da freue ich mich schon drauf, wenn der Wind nicht ploetzlich nach Norden dreht, was Murphy’s Law waere. Ansonsten jede Menge Verkehr und die Indonesier kommen weiter sehr gerne nah, aus Neugierde. Heute schrecke ich meim Lesen in der Plicht auf, weil eine Stimme neben mir ruft: >>Hey Mister.<< Ein Fischerboot ist auf Rufweite laengsseits gekommen. Man schwenkt Kanister. Ah, die wollen Diesel, ist ja genau mein Problem. Ich winke ab, nein, auch kein getrockneten Fisch will ich und auch keine Zigaretten. Nen bisschen unwirsch ziehen sie ab. Na, kann ich ihnen doch auch nicht alles erklaeren. Und jetzt nehm ich mir noch nen bisschen Schlaf, bevor ich zu nah an Bawean drankomme. Oder beidrehen? Muss ich mal drueber nachdenken. Franz. Das mit dem Blitzkrieg ist ganz einfach. Ein Stahlboot ist ein geschlossener Faraday’schen Kaefig in den der Blitz nicht reinkann. Er wird ueber das Rigg, die Stahlhuelle ins Wasser geleitet. Trotzdem koennen teils sehr starke Ueberspannungen entstehen, die die Elektronik zerstoeren kann. Ist das entsprechende Geraet nicht angeschlossen passiert meist nix. In einem GFK Schiff ist der Mast normalerweise mit dem Kiel und den Anoden geerdet. Der Blitz geht also mitten durchs Boot. Die Leitungen sind meist zu duenn. Stahlboote allerdings ziehen den Blitz geradewegs an, GFK Boote werden meist mehr geschaedigt, wenn sie neben einem betroffenen Stahlboot in der Marina liegen oder am Ankerplatz, das elektromagnetische Umfeld des Faraday’schen Kaefig ist so stark, dass an allen elektrischen Leitungen Geraeten des GFK Boots hohe Spannungen entstehen, ohne selbst getroffen zu werden. Schaeden an allen elektronischen Geraete sind ueblich. Also nicht neben Stahlbooten verweilen. Ungesund. In der Regel uebernehmen aber die Versicherungen alle Schaeden. Wir haben keine Versicherung, die ist weltweit einfach zu teuer ;-( Mehr Infos findest Du auch noch, wenn Du >>Blitz<< in die IRON LADY Suchmaschine eingibst. Jan. Piraten wollen Containerschiffe und sind durchorganisiert. Du meinst eher Zufallspiraten. Wenn die mit einer Waffe vor uns stehen, dann geben wir ihnen eben die paar Kroeten, die wir haben. Das man dafuer gleich umgebracht wird, passiert eher in Suedamerika, in den Staedten. Immer cool bleiben. Klaus. Nathalie ist auf Heimaturlaub fuer fuenf Wochen. Derzeit also Einhand. Wenn ich von Wir spreche, meine ich mich und die Lady. Kaum war der letzte Logbuchbericht rausgeschickt, hat es angefangen. Die Gewitterturmwolken mit gelben, blauen und lilafarbigen Blitzen kommen direkt auf die Lady zu. Der Radar funktioniert nun schon den ganzen Abend und zeigt die Regenfelder deutlich die da anrollen. Nein, Nein, das sieht verdammt nach was auf die Muetze aus. So ne Scheisse. Ich schreib mir die letzte Position noch auf, GPS und Notebook kommen in den Ofen, am ICOM alle Antennenstecker, Stromversorgung und Tunerstecker raus, Achterstagantenne loesen und Verbindungskabel einrollen. Ja, ich hab Angst, seit dem Blitzschlag auf den San Blas, sogar sehr viel Angst. Es faengt an zu winden und zu regnen, dass ich alle Luken dicht machen muss, nur das Licht vom Niedergang lasse ich offen, dazu alle 5 Sekunden ein Blitz, weit weg immer noch, aber schreiend hell. Ich stell mir den Ventilator auf die Seekoje gedreht an und geh schlafen, dass beste was ich machen kann. 22:00 Wenn ich im Cockpit sitze fange ich nur an mit den Knien zu schlackern. Das Zentrum kommt direkt auf die Lady zu. Augen zu und schlafen, die Lady macht das schon. 23:30 Ich wache auf, ueber mir sind die Blitze jetzt angekommen. Die machen Krieg ueber der Lady. Es ist unglaublich laut, es kracht und bollert, wie es wohl jeder von uns schon mal erlebt hat. Aber nur die Lady ist auf der platten See, dass einzige hohe Gebaeude. Aufstehen geht nicht, meine Rueckenmuskulatur ist von dem Ventilator, so verspannt, wenn ich jetzt aufstehe, klemme ich mir den Ischias ein, kenn ich schon, brauche ich jetzt nicht. Also erst mal abrollen und auf dem Salonboden meine Yogauebungen um wieder bewegungsfaehig zu werden. Fuenf Minuten spaeter geht es wieder. Musste das sein mit dem Ventilator, jetzt, neue Sachen ausprobieren? Der Regen prasselt wie wild, erst jetzt merke ich das es sogar durch den Niedergang reinregnet, Bollerschuesse, kommen immer noch naeher. Ich sitze auf Karnas Platz (Der heisst so, weil Karna, die letzte Weltumseglerein der LADY, immer aufm Salonboden gelegen hat, wenn kiebelig wurde. Ist der niedrigste und sicherste Punkt in der Lady.) Die Beine angezogen warte ich, dass es vorbeigeht. Johann pruegelt die Lady gleichbleibend gegen die Wellen. Das Geraeusch eines Diesels kann so beruhigend sein. Die Frequenz der Blitze wird immer kuerzer, ich nehme immer mein Gesicht zwischen die Arme, damit das Licht mich nicht blendet und weil ich gar nicht sehen will. Warte nur, jetzt komm ich. Kawumm, zisch, am Navigationstisch faengt jemand mit blauer Flamme an zu schweissen, es richt nach verbrannter Elektronik, mit einem unglaublichem Krachen und Licht rast der Blitz durch die Lady ins Wasser. Mein Bein wippt nervos, spreche mit mir selber: >>Weichei, kann gar nix passieren, Weichei, Weichei, ist doch nen Faraday’schen Kaefig...<< Ich warte auf den naechste, traue mich kaum zu bewegen, zumindest bekomme ich keinen Quasinervenzusammenbruch wie auf den San Blas. Irgendwann stehe ich auf, der Radar laeuft noch und da kommt noch so nen Ding, viel groesser noch, ich suche nach dem Bruch, kann aber nix sehen. Fuenf Minuten Pause, dann geht das Ballerspiel auf die Lady wieder los. Ich wieder in der Karnaecke: >>Weichei, kann gar nix passieren, Weichei, Weichei, ist doch nen Faraday’schen Kaefig...<< Es folgen fuenf! Blitzschlaege in 20 Minuten durch die Lady ins Wasser. Jedes Mal kracht es wie Hoelle, blaues Licht, Rauch in der Lady, ich weiss aber nicht woher, will es auch gar nicht wissen, dann ist das Zentrum durch. >>Schiffeversenken? Oder was soll das hier werden?<< Mutig gehe ich zum Niedergang, strecke meinen Kopf raus, doch schnell bin ich wieder in der Karnaecke und ziehe mir die Decke ueber den Kopf, da machen sie immer noch Blitzableitertest am lebenden Objekt. 06:12 Also jetzt, wo ich das versuche zu beschreiben. Das Gekokel hab ich nicht gefunden, hab aber auch noch nicht richtig gesucht. Findet sich bestimmt noch. GPS und Computer sind o.k. Funkgeraet und Pactor auch. Tuner scheint auch zu funktionieren. Ich bin ziemlich im Arsch. Auch wenn se ne lame Kuh ist und rostet, ich bin froh nen Stahlschiff zu haben. Echt.



  • 05:33
  • 22.12.2004
  • 06°33.31S, 113°57.61E
  • Java Sea Indonesia
  • Pulau Bawean Indonesia Singapore
  • 30°C
  • 3 NW
  • 1,5

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