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Sternenhimmel

Sternenhimmel

21:45 Leider hat kein Fisch mehr angebissen, aber morgen mit Sicherheit, denn die beste Zeit zum fischen ist kurz nach Sonnenaufgang. Micha kann den ganzen Tag von nichts anderem mehr reden, als diesem riesengrossen Mahi-Mahi. Und so sitzen wir, Ruecken an Ruecken im Cockpit, schauen in die Sonne, geniessen weiterhin das Segeln und warten auf den grossen Biss.

Mittlerweile ist wieder die Nach hereingebrochen, immer noch keine Wolke, kein Mond, nur Sterne, Sterne und Sternschnuppen. Und die Lady, die Meile um Meile zuruecklegt, Halbwind, ohne unser Zutun durchs Wasser rauscht. So haben wir uns das nicht vorgestellt, hatten mit allem, Flaute, Starkwind, Regen, weiss der Teufel, gerechnet, und nun sitze ich nachts in meiner Thermounterwaesche und Decke im Cockpit, schaue in den Himmel und hoere Musik. Segeln kann einfach wunder, wunderschoen sein.

Man merkt es uns beiden an, denn seltsamerweise muessen wir uns kaum noch zur Nachtwache wecken, schon eine halbe Stunde vorher sind wir hellwach und zur Abloesung bereit. Magic...

Den ganzen gestrigen Tag war ich schon nervoes. Ein neuer Schleppkoeder ist der Grund. Ein knderarmlanges und -dickes Tintenfischimitat mit Plastikkopf, rollenden Augen und einem dicken Doppelinoxhaken, Edelstahlvorfach und neuer 2mm dicker Angelleine 100 Fuss, getestet auf 300 Pfund, bunten langen Plastikarmen in allen schillernden Farben...

Normalerweise schafft Natale es immer schon die neu gefundene Stadt abzusuchen nach Angellaeden, bevor ich meinen ersten Landgang mache und sich eine Tour drumherum zu merken, so dass ich gar nicht erst an solchen Laeden vorbeikomme. Gibt dann weniger Gestreite. In Suva auf Fiji hatte sie den Laden irgendwie uebersehen. Kaum hatte ich den begehrten Schleppkoeder in der Hand, kamen auch schon die Argumente gegen einen Kauf... Zu teuer, unsere Plastiktaschenkoeder tun es doch auch und und und... >>Schatz, gib mir Deine Geldboerse und dann warte einfach draussen.<<, manchmal muss Mann sich eben auch mal durchsetzten. Natale hat auch ausnahmsweise den Rueckzug angetreten. Wunder gibt es immer wieder.

Nun ist gestern der Tag gekommen. Die neue Schleppleine wird praepariert. Papa John hat mir viele Tipps auf der Insel Suwarrow gegeben und alle Zutaten sind zur Hand. Das hat nichts mit Kuestenfischerei zu tun. Jetzt geht es den Hochseefischen an den Kragen.

Heute morgen, kurz vor Sonnenuntergang kommen die beiden Leinen raus. Im Heckkorb gibt es umfunktionierte Waescheklammern, den Biss hoert man mit dem hellen Klick, danach rummst es an der Reling maechtig. Ich bin gerade unten am Rechner und versuche meinen Papa irgendwo im neuseelaendischen PacketRadioNetz ueber Kurzwelle zu finden. Klick! Rumms! >>Fiiiiissssch!<< Natale faellt aus der Seekoje. Die Leine ist geigensaitenhart gespannt. Am Ende der Leine springt ein Mahi-Mahi aus dem Wasser, so gross wie Nathalie. >>Wahnsinn!<< Zwei Versuche bei Fahrt mit 5 Knoten enden mit Blasen an den Fingern, wir reffen die Genua.

Langsam, Arm ueber Arm kommt der Mahi-Mahi naeher ans Heck der Lady. Er hat zwei Mal gebissen. Erst in den einen Koeder, diesen abgerissen und dann in den neuen Koeder. Der Kopf ist riesig, wie der eine Loewen nur wunderschoen bunt wie ein Papagei. Wir stehen an der Reling, sind uns des Sieges sicher, doch der Mahi-Mahi gibt noch mal alles, die Leine schneidet durch das Leder meiner Handschuhe, er springt und bekommt den Haken aus dem Kiefer. Shit. Aber er hat gewonnen, zieht von dannen.

Noch jetzt, Stunden danach sind wir aufgeregt, alle Freunde ueber Funk mussten sich die Story anhoeren, die Koeder ziehen wir wieder im Wasser hinter uns her, doch kein neuer Biss. Bei jedem Klick in der Plicht schrecke ich zusammen, haenge im Niedergang und pruefe die Angelleinen. Natale aergert sich keine Photos gemacht zu haben. Das waere ein 40 Kg Fisch gewesen, wochenlanges Fischverbot!, zumindest den Rest der Reise bis Opua. Nun dann. Vielleicht gut so. Morgen frueh nach Sonnenaufgang gibt es Fisch. Ganz bestimmt!



  • 10:45
  • 24.11.2003
  • 25°17.65S, 173°45.44E
  • Suedpazifik
  • Opua/New Zealand
  • 27°C
  • O/OSO 3
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