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Des Teufels Auge

Des Teufels Auge

Die Iron Lady Crew ist tatsaechlich in die Luft gegangen. Seit Beginn unserer Weltumsegelung traeumen wir davon, einmal mit einer einmotorigen Maschine ueber die Lady, tropische Inseln, Urwald und Riffe zu fliegen. Immer wieder scheiterte es an dem richtigen Piloten, dem Preis, der Bordkassensituation, bis wir hier den Buschpiloten Franz mit seiner langjaehrigen Erfahrung getroffen haben.

Grosse Aufregung am Morgen, als sich die gesamte Besatzung der Iron Lady in Bewegung setzte, Franz heute ohne Epauletten und Uniform, ganz casual, die Maedels in schicken Sommerkleidchen, die Segler mal wieder im Schlabberlook.

Es faengt gut an, unser Minibus verliert mit lautem Knall und Gerappel auf dem Weg zum Airport seinen Auspuff, Qualm in Wagen, wildes Gehuste, umsteigen in den naechsten. Vanuatu eben.

Unter unserer Cessna 260 liegt ein Mechaniker? Auspuff kaputt? Ne, ne, nur Kontrolle. Die Maedels, also auch ich, werden immer aufgeregter. Nen bisschen groesser habe ich mir das Geraet schon vorgestellt. Im Air Club haengen Bilder einer aehnlichen Maschine nach einem Crash, besser nicht hingucken. Letzte Bilder werden geschossen, Kuesse verteilt, Franz ist sehr grosszuegig mit dergleichen und los geht es zur Startbahn. Rappel, rappel, zzzzzzzrrrrttt und wir sind in der Luft. Die Geraeuschkulisse muss man sich vorstellen, wie 10 pubertierende Weiber auf einer Achternbahn mit Looping und Wildwasser.

Und ploetzlich sind wir mitten in einer Postkarte, rechts, links, tiefblaues Wasser, Korallenriffe, leuchtende Straende und da, die Lady. Kameras klicken und schon sind wir um die Ecke auf dem Weg zu den Vulkanen, dem Highlight der heutigen Tour.

Ungefaehr eine Stunde sind wir unterwegs, aaahs und ohhhs begleiten den Weg dorthin, denn Vanuatu besteht aus vielen, vielen Inseln und Inselchen. Staendig gibt es wieder neues zu bestaunen, Franz fliegt eine Kurve nach der naechsten und immer noch rappelt die Kiste.

Ambrym, drei aktive Krater, nicht immer kann man sie direkt anfliegen. Der Vulkan macht sein eigenes Wetter, doch wir haben Glueck, keine Wolkendecke verwehrt uns den Weg zum hoechsten, dem Auge des Teufels. Wie eine Mondlandschaft sieht die Insel aus, graue Asche, Berge und Taeler und drei dichte Rauchwolken. Franz startet seinen Anflug auf den Hauptkrater. Entfernungen zu schaetzen ist unmoeglich, aber es war, als floege man direkt in in hinein. Der weisse Rauche, scharfe Felswaende und ploetzlich kochende, rote Lava im Auge, wie ein Blick ins innerste der Erde. Der Flieger dreht in einer scharfen Kurve ab, und auf zur naechsten Runde. Fast unmoeglich zu beschreiben, wie man sich fuehlt, so am Rande des Abgrundes, das fragile kleine Flugzeug, der Laerm der Maschine, die Turbulenzen. Viel zu schnell ist dieser Teil des Fluges vorbei. Franz dreht noch ein paar Runden ueber die Krater, fliegt tief ueber den Lavafeldern und endlich, nach all der Aufregung, in der noch nicht einmal Zeit blieb Angst zu haben, ist mir kotzuebel. Das erste Mal richtig seekrank im Leben, oder luftkrank?

10 Minuten spaeter landen wir auf einer Buschlandebahn in Epi. Die Sonne scheint, der Sandstrand leuchtet, im dortigen Gaestehaus wartet das Mittagessen auf uns. Ein frischgeschlachtetes Huhn, Kuerbis in Kokosmilch und Wassermelone. Essen ist dringend notwendig, denn wir haben ein Date mit dem Dugong, einer Seekuh, die in dieser Bucht heimisch ist. Mit vollem Magen ab ins Wasser, Dugong suchen. Doch es scheint, als haette das Tier unsere Verabredung vergessen. Wir sehen schoene Korallen, viele Fische, Nemos ohne Ende, doch das Dugong erscheint nicht.

Der Stimmung tut das keinen Abbruch, fliegen wir eben wieder. Diesmal bekomme ich den Co-Pilotensitz, vorne neben Franz. Die Armaturen und Sitze erinnern mich ein bisschen an meine alte Ente, nur mehr Knoepfe. Franz erklaert mit Hingabe jedes einzelne Geraet. Franz ist uebrigens auch Arzt, flying doctors im Cockpit! Zwischendurch traegt er seine Flugdaten ein, dreht sich nach hinten um und gibt Erklaerungen. Guck, die Cessna fliegt eigentlich ganz alleine. Mhhhmmm. Mir ist es lieber, wenn er nach vorne schaut.

Wieder dichter gruener Busch, Palmen und Riffe, erneuter Landeanflug auf einem Flugplatz des zweiten Weltkrieges. Nicht ohne zwei elegante Tieffluege ueber ein Beachresort absolviert zu haben, um den Besitzer mit Fotos seiner neugebauten Pools zu begluecken. So langsam komme ich mir vor wie ein richtiger Tourist. Kaffee im Resort. Wann werden wohl die Heizdecken verkauft, ach nee, wir sind ja in den Tropen, werden wohl eher Eiswuerfelmaschinen sein! ;-)

Punektlich zum Sonnenuntergang geht es zurueck zum Flughafen, zwei Ehrenrunden ueber der Lady, denn die Boeing, die gerade landet, hat Vorfahrt. Ist wie bei der Seefahrt, wer staerker ist, hat grundsaetzlich Vorfahrt. Auch die letzte Landung klappt, wir erwischen einen Bus nach Hause, haben noch eine Begegnung der dritten Art mit einer frischgebackenen australischen Braut in unendlichen Quadratmetern kitschigem Tuell und Satin und schaffen es schliesslich auf die Lady.

Alles gut, jetzt gibt es Spaghetti und Rum. Nervennahrung fuer flugkranke Segler. War das gigantisch, toll, wahnsinn und ueberhaupt!
Gibt nicht mehr zu sagen!



  • 19:12
  • 26.07.2004
  • 17°41.58S, 168°15.93E
  • Mele Bay/Vanuatu
  • 24°C
  • SE 4-5
  • -

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