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Die letzten Chemo-Pillen für den ersten Schlag

Inside my room

Meine Zelle ist 20qm. Einzelunterbringung. Ein Bett. Zehn Infusionspumpen, die gerne und viel piepsen, deren offenen Schlauch Enden direkt über einen Zentralen Venen Katheder in meinem Herzen landen. Salzlösung fliest hier 24/7 rein, damit der Katheder schon mal nicht verstopft. Fast täglich ein Beutel Blutplättchen für 600 Euro. Was das ganze andere Zeug kostet will ich gar nicht wissen. Ein EKG was mich 24/7 monitort. Auf jeden Fall, rege ich mich im Moment gar nicht über die hohen Krankenkassenbeiträge auf. Eher im Gegenteil, ich bin froh diese kleine Karte mit meinem Bild und dem Namen meiner Krankenkasse drauf in meinem Portemonnaie zu haben. Sehr froh. Gar nicht auszudenken, wenn so eine Leukämie während eines USA Aufenthalts mit dem Schiff passiert. Oder in Madagaskar? In Cuba? Ich habe das echt noch gut getimed hinbekommen, kurz nach meiner Rückkehr nach Deutschland so verdammt scheiße krank zu werden.

Der Preis ist hart. Ich liege auf Umkehrisolation. Jeder der mich besuchen kommt, darf das nur in Schutzkleidung, Kopfhäubchen und Mundschutz. Das Zimmer ist durch eine Luftschleuse zu betreten. Dafür muss ich keine Vorsichtsmaßnahmen treffen. Ich darf ohne Mundschutz. Klar. Kein Kuß. Keine Umarmung. Alles wir vermieden damit ich keine Infektion bekomme. Je nach Außentemperaturen ist es unter der Schutzkleidung ekelhaft heiß. Die Besuchszeit reduziert sich dann automatisch. Richtig heiß auf Besuch bin ich aber irgendwie eh nicht. Meist gehen die Gespräche über meine Krankheit, worüber auch sonst. Aber ich will gar nicht mehr über meine Krankheit reden. Ich will raus. Ich will wieder gesund sein. Und das heißt warten. Geduldig sein. Im Moment gibt es kein raus. Wer am besten mit der ganzen Situation umgehen kann ist Nathalie und die Kinder. Nathalie, weil sie nicht ständig über meine Krankheit redet, weil es ihr Alltag ist und die Kinder, weil die im Vorraum meines Glaskastens am Tisch sitzen und mir geduldig Bilder malen. Dann kommen sie zum Aquarium um Papi hinterm Glas zu sehen. Klopfen an die Glaswand und lachen. „Papi, das wird schon wieder. Is ja gar nicht mehr lang bis Weihnachten.“ Kind müsste man sein. Kinder unter 14 Jahren dürfen mich nicht besuchen. Wegen Infektionsgefahr.

Die Umkehrisolation ist das, was die Chemo Behandlung so besonders hart macht. Gestern habe ich meine letzte Chemo Pille der ersten Behandlung genommen. Jetzt stehe ich mehr und mehr aus meinem Bett auf und laufe rum in meiner Glaszelle, nervös wie ein eingesperrtes Tier. Leider nix zu machen. Ruhe bewahren und warten. Na denn.

Stand Klingelbeutel: >1.000. No donation need.



  • 20:58:00
  • 09.08.2016
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