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Skippers Wache

Springer

Was für meine Crew neue Erfahrungen sind, ist für mich unterbrochener Schlaf. Bei einer 7er Crew wäre ich einfach nur Springer und immer da, wenn es notwendig wird. Bei unserer 6er Crew bin ich allerdings teilhabend an der Wache. In Susann’s letztem Bericht habe ich in der gesamten Nacht vielleicht drei Stunden geschlafen. Das macht sich natürlich auch bemerkbar. Ich versuche stundenweise meinen verpassten Schlaf nachzuholen. Deshalb habe ich der Crew in der letzten Nacht Autopilot verschrieben und folglich außer in meiner Wache durchgeschlafen. Das tut allen gut. Heute sieht es nicht so gut aus, denn wieder einmal stehen dunkle Wolken am Horizont. Sehr dunkle Wolken. Schon um 16 Uhr übernehme ich das Steuer und bleibe da auch bis fast Mitternacht. Es windet mit teils 38 Knoten, die Segel werden immer kleiner und kleiner.

Das war’s vielleicht vorerst mit dem Schleppangeln auf dem Atlantik.

Schon im letzten Jahr, bei der letzten Atlantiküberquerung von den Bahamas über die Azoren nach Europa, war das Fischen mit Schleppleine extrem schwierig, wegen dieser Algen. Früher kam so etwas äußerst selten von. Inzwischen segeln wir seit den kapverdischen Inseln ununterbrochen durch Algenfelder. Also gut 2.200 Seemeilen. Das sind tausende von Tonnen. Das Zeug verfängt sich in der Angelleine und bildet am Harken einen dicken Knoten. Die Köder verfangen sich und gehen verloren. Das kein Mahi Mahi oder Wahoo in diesen Köder reinbeißt ist natürlich ebenfalls klar. Was ist das? Eine neue Plage, ein Wink der Natur. Wächst das Zeug irgendwo am Meeresboden oder an der Wasseroberfläche?

Kein 200er Etmal

In einer meiner letzten Nachtwachen, mag es vorgestern gewesen sein, habe ich versucht um 00:00 Susann, Claudia und Chris zu motivieren das letzte bisschen Speed aus der MARLIN heraus zu holen. 20-25 Knoten raumschots Wind waren angesagt. „Das sind die richtigen Bedingungen um das 203 Meilen Etmal der MARLIN zu knacken...“ Chris und Susann sind sofort begeistert dabei und geben in ihrer folgenden Wache alles, im30 Minuten Wechsel um relativ übertakelt, möglichst permanent über neun Knoten zu segeln. Jede Stunde tragen sie ihre Position in die Karte ein und überprüfen ihren Erfolg. Ich stelle mir den Wecker für vier Uhr morgens, um auch Richard und Miki zum Mitmachen zu motivieren. Doch ohne dass es ausgesprochen wird, fühle ich grade bei Richard, dass er eigentlich gar keine Lust hat mitzumachen. „Warum haben wir es denn plötzlich so eilig? Nur wegen der Zahl 200?“ Miki, der schon zu Beginn unserer Reise geklärt hat, dass er nicht Segeln lernen will, nickt nur. Um acht Uhr übernehme ich wieder mit Claudia das Steuer. Alle gemeinsam rasen wir die Wellenberge des Atlantiks gen Westen runter. Gegen Mittag kommen die einzelnen Helden der Nacht ins Cockpit und ich meine, Unwollen zu spüren, ohne dass meine Mitsegler etwas sagen. Der Baum der MARLIN zieht regelmäßig durchs Wasser. Das Heck der MARLIN tänzelt im Kielwasser. Die Beschleunigung macht das Leben auf der MARLIN anstrengend. „OK. Dann lassen wir das wohl besser mal. Schaun wir mal zum Mittagsbesteck, was die 12 Stunden so gebracht haben und dann reffen wir wieder die Genua auf Normalgeschwindigkeit.“ Richard nickt zufrieden. Wenig später kommt Claudia vom Kartentisch. „Also, in den letzten 12 Stunden sind wir 103 Meilen über Grund weiter gekommen!“ Ich klatsche. Aber ich klatsche alleine. Da wird mir klar, dass ich auf dem Holzweg bin. Da ist wohl was schief gelaufen. Sollte ich mal drüber nachdenken.

In der Nacht von Freitag auf Samstag werden wir Barbados passieren und schon am Samstag Nachmittag wir unser Ziel Union Island am Horizont erscheinen. Ich auf der Rettungsinsel und schaue in das karibikblaue Kielwasser der MARLIN. 2.200 Meilen liegen jetzt schon hinter uns. Immer wieder eine unglaubliche Reise, so ein Atlantiküberquerung mit all ihren Facetten, Farben, Emotionen. Ich bin ein Junkie der See. Ich liebe dieses Blau, ich liebe es auf dem weiten Meer zu sein und mein Gedanken über den Horizont schwirren zu lassen. Ich liebe und brauche es frei zu sein.


Mitsegeln auf der MARLIN www.marlin-expeditions.com



  • 23:55
  • 03.12.2015
  • 14°46.1100'N, 057°44.1900’W
  • 231°/ 4,6kn
  • Nord Atlantic
  • Grenadinen / Caribe
  • 26°C
  • 72°/ 16 kn
  • 4 m

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