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Dies und Das

Staubige Schotterstrassen

Aus der Hängematte

An der Strandpromenade beginnt das allabendliche „Brumm... Bruumm der Motorräder und getunten Autos“ Bonaire ist klein. Sehr klein. Es gibt nicht viel zu tun, es passiert nicht besonders viel. Eine eigenständige Romantik. In der Hängematte liegend genieße ich die Ruhe. Allein an Bord der MARLIN. Es war nur ein Kabelbruch und die Umwältzpumpe wälzte manchmal um und eben manchmal nicht. Fehler, die man liebt. Irgendwann findet man sie und dann ist man glücklich. Die Hochs eines Seglerlebens. Jetzt überhitzt der Fischer Panda Generator nicht mehr und brummt friedlich sein Abendlied, wenn ich in der Hängematte liege und der Sonne beim Schichtwechsel zuschaue. Auch über alles was heute wieder schief gegangen ist, könnte ich schreiben, kann ich auch lassen. Den Augenblick genießend schubse ich mich ein bisschen am Achterstag an und die Gedanken, sie schubsen einfach so mit. Hängemattenromantik.

Wir haben es geschafft. Jawohl! Die Hauptaufgabenliste ist nach gut sieben Monaten abgearbeitet. Der Wassermacher tut seinen Dienst, die Tanks sind voll. Wir sind unabhängig. Die MARLIN ist in Ihren Dienst gestellt. Ab sofort gehen wir über in die normale Pflege, Wartung und Erweiterung im normalen Bootsalltag. Meint: Jeden Tag geht etwas kaputt. Jeden Tag werden Kleinigkeiten repariert. Das gehört dazu. Das normale „Rauf und Runter“

Gestern durfte ich ausgehen. Befreundete Segler gibt es hier nicht. Gut, dann ziehe ich eben alleine los. Am Trubel im „Karel’s“ trolle ich mich vorbei, lande in einer Latinobar am Stadtrand. Am Tisch sitzen drei Jungs, ich frage ob ich mich dazusetzen darf. Auf Spanisch versteht sich. Verwunderung in den dunklen Augen von Roman und Isaac. Die dominikanischen Arbeitsimmigranten werden schnell nett und nehmen mich in Ihre kleine Partyrunde auf. Abwechselnd bestellen wir das bevorzugte Bier. Presidente heißt es. Außer mir ist kein Gringo an Bord. Ich erzähle aus meinem Leben, sie erzählen aus ihrem Leben. Wie viele Kinder, von wie vielen Frauen. Womit man sich so durchs Leben schlägt und immer wieder „Prost (Salud)“. Die leeren Flaschen fallen laut klirrend in einen Pappkarton neben dem Tisch. Das Zeichen für die Bedienung für eine neue Runde. Ich werde weitergegeben, muss Hände schütteln. Ausschließlich Männerhände, mit Schwielen, kraftvolle Hände die Häuser bauen, Reifen wechseln. Zu später Stunde fahren wir durch einsame Straßen, in noch einsameren Vororten. Mit der Polizei gibt es keine Verträge. Es wird sich weder angeschnallt, noch werden Helme auf den Motorräder getragen. Bonaire ist klein. Jeder kennt jeden und auf den wenigen Straßen passieren anscheinend keine Unfälle. Wir erreichen das Schlusslicht. Nüchtern ist keiner mehr. Ein paar dicke Kolumbianerinnen wedeln mir ihren billigen Parfumduft um die Nase. Roman lächelt mich an. Ich schüttle mit dem Kopf und schon sind wir wieder alleine am Plastiktisch. Im Fernsehen läuft eine Reportage über chemische Kampfmittel. Ich fange an doppelt zu sehen. Zeit nach Hause zu kommen. Auf meine Frage, bringen mich die Jungs genauso schnell wieder zum Dinghy, wie sie mich vorher abgefüllt haben. Nette Kerle. Der Außenborder ist unter den Steg gekommen. Der Gangschalthebel ist abgebrochen. War klar. Irgendwas musste ja noch schief gehen. Wenigstens war der Vorwärtsgang noch drin und ich fahre in Schlangenlinien nach Hause. Mein Partybedarf ist vorerst gedeckt.

Klar hatte ich heute dann einen megadicken Kopf. Man hat es schon schwer als Seebär, als Seemannsgarn spinnender Kapitän. Und so will mir heute auch gar nichts gelingen. Zum wieder normal werden schnorchle ich zum Karel’s, der Promenadenkneipe, wo der abgebrochene Hebel liegen sollte. Statt Hebel finde ich den fischreichsten Schnorchelplatz von Bonaire. Hier fällt so viel ins Wasser, die kolumbianische Bedienung füttert dann noch in den Morgenstunden die Fische, wenn noch keine Gäste da sind. Ein echter Schnorchel-Geheimtipp. Eigentlich müsste ich heute Belege für die LUNATRONIC Buchhaltung zusammensuchen, aber ich schaffe es nicht die UMTS Karte für den Internetzugang wieder aufzuladen und auch ansonsten sind schwere Einbußen der Gehirntätigkeit durch den übermäßigen Partytrubel der letzten Nacht zu bemerken. Also beschränke ich mich auf eher einfache Tätigkeiten wie Tauchflasche abholen und Beschriftung vom Schaltpanel am Kartentisch anfertigen. Sonntag eben. Heute gehe ich bestimmt früh ins Bett.



  • 21:10
  • 25.08.2013
  • 12°09.3651'N, 68°16.8200’W
  • -
  • Bonaire
  • Curacao
  • 28°
  • 10kn/E

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