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Das Gletschermonster

Sommersonnenschein

Seit Tagen nun schon a-typischer Austral Spätsommer mit Tagestemperaturen von bis zu 20 Grad. Außer am frühen Morgen bleibt die Heizung aus und wir erkunden Land und Gletscher. Berge rauf und runter, eine malerische Anker(Landleinen)bucht nach der anderen und ruhige Nächte. Es ist windstill und wenn bläst mal ein Fallwind aus Ost. Der Himmel ist blau und das Barometer steht auf 1017. What? IRON LADY im Glück?

“Also wenn Aluboat, dann auf jeden Fall unlackiert, weil die Lackierung hält doch eh nicht. Sieh nur mal das Aluboat von Marc. Ein Jahr ist es jetzt hier unten und überall Blasen mit weißem Pulver auf dem Deck. Die FERNANDES, 25 Jahre, dagegen, unlackiert, liegt in Piriapolis und keinerlein Korrossion. Eben unlackiert.“ Nathalie und ich unterhalten uns mal wieder über ein größeres Boot. MayaLena sitzen im Saloon und spielen friedlich mit Playmobil. In dem Moment gibt es einen Knall, dass es uns die Nackenhaare senkrecht stellt, die Kinder schreien auf. Die LADY steigt in die Höhe, der Mast zittert und neigt sich nach achtern, nach backbord, schräg backbord und alles im Inneren was nicht niet- und nagelfest ist rumpelt der Schwerkraft folgend auf die linke Seite.

Wir motoren durch den Seno Pia, einem der berühmtesten Gletscher des Beagle Kanals. Seit dem wir die Länge um Ushuaia verlassen haben, haben uns auch alle Karten verlassen. Cmap hat keine Details mehr, nur große Umrisse lassen den Standort vermuten. Am Anfang lassen Navionics auf dem iPad und iPhone noch hoffen mit centimetergenauer Position und guten Karten, doch seit dem Seno Pia Eingang fahren wir auch hier mit einer Meile Versatz auf dem Display über Land. Die Papierkarten haben noch weniger Details und Informationen. Es gibt definitiv kein Karteninformationen außer denen Skizzen von unserem Freund Georgio in seinem Revierführer „Patagonia & Tierra del Fuego, Nautical Guide“. Das Wasser ist trübes Gletscherwasser.

Schon letzte Nacht besuchte uns der Gletschergeist. Nathalie hatte ihn im Eis entdeckt und fotografiert. Das hat im ganz und gar nicht gefallen und nachts ist er an den Ankerplatz gekommen und hat seinen Unsinn getrieben. Er hat Maya geweckt und zum Schlafwandeln gebracht. Nathalie hat im letzten Moment mitten in der Nacht bemerkt, wie Maya schlafwandelte und versuchte die Tür zum Cockpit aufzumachen. Am nächsten Morgen kann sich Maya an nichts erinnern.

“Hey, what’s that!“ Rückwärts zur Seite geneigt rutscht die LADY wieder von dem Stein runter auf den wir grade aufgelaufen sind. Auf den Karten, war kein Stein eingezeichnet. Eine Untiefe mit 5 Metern. Doch dieser Brocken hat uns ganz deutlich am Kiel getroffen. Mit Rückwärtsgang gehen wir zwei Bootslängen zurück und haben sofort wieder 35 Meter Wassertiefe unter uns. Das Echolot hatte noch nicht einmal Zeit uns mit seinem Piepsen zu warnen. Da haben wir wohl die Stecknadel im Heuhaufen gefunden und sind auf eine Unterwassersteilwand geknallt. Geknallt ist genau der richtige Ausdruck. Wir nehmen wieder Kurs auf, keine 50 Meter vom Unfallort entfernt. Die Kinder beschweren sich, sie haben sich wehgetan, weil sie herumgeschleudert wurden. Wir untersuchen die Bilge auf Wassereinbruch. Nichts. Keine Schäden, außer in unserem mentalen Befinden. Was für ein Schreck. Unter dem breiten Kiel der LADY hat Klaus, der Vorbesitzer,einst eine zwei Meter lange, vierzig Zentimeter breite und 10 cm dicke Stahlplatte schweißen lassen. Die hat jetzt wohl einen Kratzer, denken wir uns. Wir sind froh das wir ein Stahlboot haben, keine Frage und noch froher, dass wir so schnell wieder vom Felsen runtergerutscht sind, wir hoch.Wir lesen noch mal nach, der Stein ist nicht dokumentiert. Doch hätten unsere elektronischen Karten unsere Position korrekt dargestellt, hätten wir höchstwahrscheinlich einen Bogen um die Flachwasserstelle gemacht, nur so, aus Vorsicht. „Hätte, Hätte Fahradkette...“Aber wir haben geträumt, nett geplaudert und im Cockpit Dönekes gemacht. So kann es gehen. So schnell können Träume platzen. Wir haben Schwein gehabt. Schuld war der Gletschergeist. Also Vorsicht, wer hierherkommt.

Inzwischen sind wir auf der anderen Seite des Beagle Channels, der Carletta Julia. Zwei Landleinen halten uns in der Mitte der Bucht, ein kleiner Bach rauscht in ins Wasser und die grünbewachsenen Berge laden zum wandern ein. Tagesende. Ende gut, alles gut.



  • 23:00:00
  • 12.03.2012
  • 54°54.6491'S, 069°47.1159'W
  • -
  • Caleta Julia / Canal Noroeste / Chile
  • Canal O’Brien / Chile
  • 10°
  • 0kn,VAR
  • 0m

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