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Mein kunterschräges Hausboot

Zugesponnen

Ich hab grade ziemlich doll Spaß. Die Musik ist ziemlich laut, laufe in meiner schwarzen Skiunterwäsche rum. Kein Alkohol, seit zwei Tagen, keine Zigaretten, der spinnt, der Skipper. Und genau darum geht es. Das mit dem Ankern hab ich heute Morgen um 1:30 nämlich wirklich gemacht, außerhalb des Fahrwassers, versteht sich. Von meinem unter Motorspeed, von 4,5 Knoten sind nämlich grade noch 1,2 Knoten übrig geblieben. Sach ich doch, 80 PS müssen da rein. Aber egal. Der Anker hält, nen Ankerwache in OpenCPN eingestellt, die auch direkt nach 4 Minuten losgeht, war wohl nen bisschen eng. Wecker gestellt auf Sonnenaufgang. Aber weit gefehlt. Eine Stunde später fliege ich aus der Seskoje, weil 25 Knoten Wind aus dem Nirgendwoher aufgekommen ist, eine entsprechende Welle direkt steht und die LADY mit dem Bug Wasser schaufelt. „Oh, Kacke!“ So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Was folgt, ist nicht besonders löblich. Ich war mitten in der Nacht total durch die Uhr. Wusste überhaupt nicht mehr wo ich bin, da half auch kein Kartenplotter. „Stefan!“, rufe ich hilflos. Ist aber kein Stefan da. „Hmm!“ Die Sicht und Kartennavigation bei 3 Knoten Seitenstrom zu koordinieren, muss ich zugeben, ist nen schweres Ding für mich, zumindest Nachts, war auch der einzige Punkt wo ich in der Yachtmaster Prüfung in England echt geschwächelt habe. Nun. Ich treffe die vernünftigste Entscheidung, wie sich dann rausstellt. Segel runter, Ruder mitschiffs und den Kahn treiben lassen. Kartenkontrolle. 3 Knoten, bis zur Helligkeit sind das neun Meilen Süd. Das AIS lasse ich an auf eine Meile Berührungsalarm. „Gute Nacht!“

Der wilde Micha

Was am Morgen folgt, ist nicht so ganz einfach zu beschreiben. Sagen wir mal: Das Pendel, gestern im negativen Bereich, schlägt heute voll zurück. Nach einem Tee, ziehe ich die ganze Montur an. Draußen sind 15 Knoten angesagt, auf die Nase is klar. Sind aber 30, auch klar. Fünfzig Meilen hab ich noch nach Colonia. Und nu? Gegenstrom 3 Knoten, 30 Knoten Wind, ankern geht nicht. Ich bekomme den Hass in den Augen. Montevideo anlaufen. „Nix da! NEIN! Nicht schon wieder Montevideo.“ Querab, liegt die Durchfahrt durch die Schifffahrtsstrasse. Dazu muss ich was erklären.

Man informiert sich ja immer bei den Einheimischen über das Segelrevier. Und Rio de Plata sieht auf der Karte aus wie der britische Kanal. Voll mit Wracks, Schifffahrtsstrassen und Zeichen. So nen Argentinier hat mir in Brasilien vor sechs Monaten erzählt, dass ich die ausgebaggerten Schifffahrtsstrassen nicht kreuzen kann. Weil die beim dreggen (ausbaggern), is ja klar, den Dreck zu beiden Seiten der Schifffahrtsstrasse auftürmen, unter Wasser sozusagen und da bleibt man dann mit seinem Kiel im Dreck stecken und kommt nie wieder, nie wieder heraus. Tja, hat der mich auf die Schüppe genommen? Oder nicht. Weiß jemand was? Im Almanac steht dazu nix. Wahrscheinlich ist euch das eh egal. Dreck hin oder her.

Anyway, ich freunde mich schon mal mit dem Gedanken an, für ein paar Tage nach Montevideo zu müssen. „Aber erst mal schauen wir was geht,“ streichel ich die Pinne meines Pferdes. Die LADY weiß schon was kommt. Jetzt wird sie flachgelegt! 60% Groß, erstes Reff in der Genua und Pinne rum. Ich steh auf den Holzbänken, halt mich am Baum fest, um nicht wegzufliegen und nicht so viel Gischt abzubekommen. Mein Pferd reitet die Wellenberge hoch und wieder runter. Fünf Knoten auf dem Tacho, Kurs Colonia liegt an. Tja, und da geht’s dem Skipper irgendwie ab. Die Lady taucht sich durchs braue Spülwasser des Rio Silvers und es schmeckt wirklich nicht nach Salz. Schön vor einem 200 Meter Tanker, rote Tonne links, grüne auch links. Jetzt kommt der kritische Moment. Auf der Karte segeln wir grade über so eine ausgebaggerte Zone. Ich schon fertig für ne schnelle Wende, aber nix passiert. Sieben Meter, stetig. „HoHoo!“, schreie ich laut, dass habe ich von meinem schottischen Segellehrer Bill gelernt. „Hohoo! Schreien geht immer!“ „HoHoo“ Die Unterkante der Deckshausfenster ziehen mal wieder durchs Wasser, der Mast ist ziemlich schräg, ich denke kurz an Reffen, hab aber grade so nen Spass. Nach fünf Meilen, sehe ich ein das der Autopilot auch mal will. Ich will Spass, ich gebe Gas. Ich verschwinde in die Koje, schlafe prompt noch mal zwei Stunden, komme wieder, ist der Wind weg. 15 Knoten, westlicher gedreht, aber das ist ok. Wir könnend den River Rosarios direkt anlaufen. Das ist gut.

Der Wind wird immer schwächer und durch die Luft fliegen lange, na ich würde sagen Spinnenfäden. Was ist das. Hab ich ja noch nie vorher gesehen, nur hier. Welches Tier oder Pflanze, dass im Wasser lebt, produziert so lange Tentakel oder Spinnenweben, das die LADY aussieht wie ein geschmückter Weihnachtsbaum? Steht im Almanac auch nix zu. Wozu machen die eigentlich diese Almancs? „HoHoo!“



  • 16:31:00
  • 13.12.2010
  • 34°37.0100'S, 057°11.2200'W
  • 335°/4,5kn
  • Rio del la Plata
  • Colonia, Uruguay
  • 26°/1006hpa, just blue sky
  • 12°
  • 12,76kn/NNW genau!
  • 0,5m

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